Reisebericht Elba

Nachdem ich eine knappe Woche auf der Insel Elba verbringen durfte, möchte ich Euch diesen Reisebericht zukommen lassen. Eine herrliche Insel mit wunderschönen Ecken und vielen Sehenswürdigkeiten!

Wir verabschieden uns heute von unserem Agritourismo Appia mitten in der Toskana. Der Hund Lulu merkt, dass etwas im Busch ist und kommt schon früh vorbei. Sogar eine große Katze lässt sich blicken und streicht um unsere Terrassenstühle und meine Beine herum.

Vor dem Frühstück packen wir unsere Sachen, nachdem wir gestern Abend schon aufgeräumt und Rucksäcke gepackt haben. Die Aktion geht daher beachtlich schnell. Nach dem Frühstück kaufen wir noch zwei Flaschen des lokalen Olivenöls und verabschieden uns von der Herbergsmutter. Wir haben uns sehr wohlgefühlt in diesem kleinen Refugium mitten in der Toskana.

On the road again. Google führt uns eine wilde Strecke. Entlang von der Hauptstraße Strada Provinciale biegen wir in einen kleinen Waldpfad ein, der schon bald zu einer sandigen Piste mit zahlreichen Schlaglöchern wird, nur stellenweise von Asphalt unterbrochen. Eine verlassene Route mit einzelnen Häusern und noch mehr halbverfallenen Ruinen. Das letzte Teilstück ist gesperrt. Durchfahrt nur für autorisierte Fahrzeuge. Aber wir können jetzt unmöglich umkehren. Also nehmen wir die steile Kurve und gelangen glücklich hindurch. Dann haben wir wieder eine Hauptstraße unter den Rädern.

Reisetagebuch – Tag 1: Anreise nach Elba

Wir sind pünktlich am Hafen von Piombino, wo wir uns einreihen und eine knappe Stunde Wartezeit haben. In der Zeit chillen wir neben dem Auto und beobachten das Treiben. Vor uns eine italienische Großfamilie, verteilt auf zwei Autos. Dann kann es losgehen. Die Motoren springen an, nachdem eine lange Autokarawane von der Fähre heruntergefahren ist. Die italienischen Jungs aus den zwei Autos rufen einem Ferrari „Bella Macchina“ zu. Ein gleichzeitig vorbeifahrender Gabelstaplerfahrer bedankt sich an seiner Stadt und sorgt für Gelächter. Doch vor uns tut sich nichts. Die Familie vor uns hat eine Panne. Das Auto springt nicht mehr an. Wir müssen uns also nach links einfädeln und gelangen glücklich auf die Fähre. Die Mädels dachten schon, wir bekommen keinen Platz mehr.

Auf dem Oberdeck suchen wir uns einen Platz zunächst am Heck. Doch die Fähre wendet wider Erwarten nicht, sodass wir bald an den Bug wechseln und eine Etage tiefer auf das Autodeck laufen. Hier haben wir guten Blick und ich kann die GoPro für einen Zeitraffer montieren. Elba rückt näher. Aus dem Dunst schälen sich klare Konturen. Eine schroffe Insel, doch sehr grün und bewaldet. Der Hafen wird von einer beeindruckenden Bastion und von einem gedrungen wirkenden Leuchtturm bewacht.

In dichtem Verkehr geht es durch die Hafenstadt. Als wir rechts abbiegen, entdecken wir eine kleine Bar, die geöffnet hat und sympathisch wirkt. Das Pane e Olio erweist sich als guter Ort, geführt von einer ungemein sympathischen älteren Dame. Die Burger und das Panini sind köstlich. Gut gestärkt fahren wir weiter in Richtung unseres Hotels, das wir bald erreichen.

Das Hotel Viccio ist herrlich gelegen am Ende einer Küstenstraße. Das Gelände ist terrassenartig angelegt und fällt zum Wasser hin ab. An der Rezeption werden wir auf Deutsch begrüßt. Das Zimmer empfängt uns mit wohltuend kühler Brise, ist ansonsten aber nicht übermäßig komfortabel. Enthalten ist nur das Nötigste. Weder Wasserkocher noch Gläser sind vorhanden. Wirklich unverständlich, wieso diese Praxis, nur Plastikzahnputzbecher bereitzustellen, in Italien gängig zu sein scheint. Dafür haben wir vom Balkon aus herrlichen Blick auf das Meer, das wir hier rauschen hören.

Im Zimmer hält es uns denn nicht lange. Wir wollen zum Strand. Steile Treppen zur rechten Hand des Geländes führen hinunter zu einem Privatstrand, der allerdings zu fünfundsiebzig Prozent von kommerziellen Liegen und Schirmen belegt ist. Zwei Liegen plus Schirm sollen dreißig Euro je Tag kosten. Wir stellen also unseren eigenen Schirm, den wir in der Toskana gekauft haben, etwas abseits auf und breiten unsere Handtücher aus. Das Wasser ist herrlich. Tolle Sicht zum Schnorcheln entlang der Felsen.

Am Abend fahren wir noch zu Connad, um Vorräte aufzufrischen und Geschirr zu kaufen. Anschließend Abendessen auf dem Balkon mit viel zu kleinem Tisch. Wir spielen Quix und beobachten den Sonnenuntergang. Herrlich zu sehen aus dem Garten des Hotels.

Reisebericht – Tag 2: Auf Napoleons Spuren

Im Reiseführer konnte ich lesen, dass der erste Sonntag im Monat in ganz Italien gratis Museumsbesuche bringt. Daher fällt die Entscheidung. Heute wandeln wir auf den Spuren Napoleons, der zuvor nur zehn Jahre im Exil hier gelebt hat, dafür aber gewaltige Fußabdrücke hinterlegt. Napoleon lebte vom 4. Mai 1814 bis zum 26. Februar 1815 auf Elba; er war als Souverän des kurzlebigen Fürstentums Elba anerkannt, residierte in der Palazzina dei Mulini in Portoferraio und nutzte die Villa San Martino als Sommerresidenz. Er führte eine Inselflagge ein und betrieb praktische Modernisierung: Straßenbau, Verwaltungsregeln, Förderung von Gewerbe und Bergbau.

Wir fahren also zur Palazzina dei Mulini, wo Villa und Garten von Napoleon zu besichtigen sind. Ein prächtiges Anwesen. Neben Möbeln und Gemälden sind auch Bücher und Statuetten zu sehen. Ich fotografiere alle Devotionalien.

Villa Mulini
Villa Mulini

Die Rückfahrt ist recht aufregend. Wir sind viel zu tief durch Fußgängerzonen mitten durch die Stadt gefahren und müssen nun durch enge Gassen rangieren. Aber es gelingt uns.

Wir fahren zum zweiten Anwesen von Napoleon, das im Inselinneren bei San Martino gelegen ist. Angeblich war es Napoleon im ersten Haus am Hafen. Zu laut. Auf einer Anhöhe mit Blick Richtung Hafen gelegen, kann man dieses Chalet nur als prächtig bezeichnen. Auch hier ist Mobiliar enthalten, vom Himmelbett bis Sitzgruppe. Das gesamte Gut verströmt Erhabenheit. Im Erdgeschoss eine große Sammlung von Gemälden und Zinnsoldaten.

Wir kehren in einer lokalen Touristenbar ein, werden vorzüglich bedient. Meine Frau bekommt Crema di caffè, meine Tochter ein Panini. Köstlich.

Auf dem Weg zurück machen wir einen Abstecher zum Strand, finden jedoch keinen Parkplatz und müssen wieder umkehren. Bei Porto Ferreiro finden wir eine geöffnete Trattoria, bestellen Pasta und Gnocchi. Hier im Il Ruffolo werden wir überrascht. Die Gnocchi werden als eine Art herzhafter Schmalzkuchen serviert, dem cremiger Käse, Salat und Schinken beigelegt werden. Perfekte Vorspeise. Anschließend Spaghetti mit Meeresfrüchten, sehr muschellastig, aber köstlich.

Dann ist es so weit, wir halten Siesta im gekühlten Zimmer. Dann zu unserem Hausstrand am Hotel. Heute ankern deutlich weniger Yachten in der Bucht. Offenbar wenden sich die Eigner am Sonntag wieder zurück in Richtung Festland. Wir verbringen herrliche Stunden mit Schwimmen, Schnorcheln und Lesen.

Der Weg nach oben zum Hotel ist so anstrengend, dass ich direkt kalt duschen muss. Auf dem Balkon kaltes Bier und Apero. Dabei wird Phase zehn gespielt. Ich gewinne glücklich.

Die hohen Wolken verheißen einen schönen Sonnenuntergang. Ich mache mich also noch mal auf den Weg. Und tatsächlich: Leuchtende Wolken und glitzerndes Meer belohnen mich. Herrliche Bilder entstehen.

Reisetagebuch – Tag 3: Im Osten von Elba

Heute steht der Osten der Insel Elba auf dem Plan. Nach einem Latte Macchiato mit Blick auf das Meer und einem gesunden Apfelfrühstück starten wir in Richtung Rio nell’Elba. Die Route führt uns über waghalsige Serpentinen durch eindrucksvolle Berglandschaft. Was für ein Panorama. Auf halber Strecke halten wir, um die Burg Volterraio zu bestaunen, die auf die Spitze eines Berges errichtet ist.

In Rio nell’Elba finden wir ein lebendiges Dorf mit kleinem Marktplatz vor, wo wir beim Bäcker ein paar Kleinigkeiten kaufen, unter anderem Honig für meinen Vater. Wir brauchen Kleingeld für die Parkuhr. Dann suchen wir das Museum, wo wir Fundstücke aus allen Epochen sehen und italienische Hinweistafeln zur Geschichte von Eisen und Erz vorfinden. Die junge Dame an der Kasse bietet uns hervorragenden Einblick. Sie trägt das Herz am rechten Fleck. Wir kaufen Armbänder und eine Pfeilspitze. Dafür muss ich allerdings hundert Euro kleinmachen, was mir beim Bäcker gelingt.

Rio Nell Elba
Rio Nell Elba

Am Parkplatz verabschiedet uns das berühmte Gemälde zum Gedenken an ein versunkenes Passagierschiff. Der Zweite Weltkrieg hat auch hier Spuren hinterlassen. Weiter geht es über bergige Routen, die aber zumindest etwas breiter sind. Wir gelangen schnell nach Capoliveri, wo wir unterhalb des Dorfes bei Conad parken.

Ein steiler, schweißtreibender Pfad führt uns in das Zentrum des kleinen Ortes. Wir stolpern direkt in eine Pizzeria da Tonino, wo wir die ersten Gäste sind. Bald lösen wir aber einen Ansturm aus. Kalte Drinks und solide Pizza; für meine Tochter gibt es endlich die berühmte Pommes-Pizza.

Der Ort hält viele kleine Geschäfte bereit, von Parfümerie bis „Abrakadabra“, ein Modeshop mit intensivem Patschuliduft. Hübsche Blicke auf die Küste von hier oben. Wir beenden unsere Rundtour und gelangen sehr schnell wieder nach Hause, mit Vorräten aus dem Conad-Supermarkt im Gepäck. Wir halten Siesta im kühlen Zimmer und verbringen danach zwei Stunden am Hausstrand, der wirklich Gold wert ist, genau wie unser Sonnenschirm.

Am Abend: schöner Sonnenuntergang, in dem ich Drohne fliege.

Reisebericht – Tag 4: Gipfel und Wrack

Heute ist Action angesagt. Nach dem Frühstück machen wir uns auf den Weg zur Seilbahnstation bei Marciana. Ziel: der höchste Berg der Insel, der Monte Capanne. Die Route führt uns kurvenreich durch die Berge. Leider bleibt der Blick auf das Meer durch grüne Macchia verborgen. Nach etwa dreißig Minuten erreichen wir die Station und sehen die gelben Käfiggondeln, die wie kleine Volieren an einem langen Stahlseil gondeln. Die Bahn – offiziell „Cabinovia Monte Capanne“ – bringt in offenen Zweierkörben in rund 18 Minuten nahe an den Gipfel; sie stammt ursprünglich aus den 1960er Jahren und wurde später modernisiert. Die Talstation liegt an der Straße zwischen Marciana und Poggio.

Wir beraten uns kurz, ob wir die Fahrt wirklich wagen sollen – dann holen wir Tickets. Die Fahrt beginnt. Wir springen in die langsam fahrenden Gondeln, werden dabei von den Mitarbeitern unterstützt. Es wackelt, es schaukelt, dann geht’s nach oben. Am Gipfel ist es heute wolkig, das letzte Drittel der Fahrt führt durch dichte Wolkenschwaden. Oben klettere ich die letzten Meter hinauf. Am höchsten Punkt der Insel: 1.019 Meter. Die Mädels warten an der Station. Entlang des Kamms viele Steinhaufen; der Blick – wo die Wolken aufreißen – reicht über ganz Elba.

Routiniert geht es wieder abwärts mit gutem Blick auf Poggio und Marciana. Unseren Parkplatz überlassen wir einer niederländischen Familie, die schon ungeduldig blinkt.

Der nächste Halt ist Poggio, gleich um die Ecke. Wir kehren in einer kleinen Pizzeria ein: vorzügliche Pizza, knuspriger Teig mit viel Semola. Dann erkunden wir den Ort, der im Reiseführer als Gesamtkunstwerk beschrieben wird. Und tatsächlich: kleine Gassen, die Fassaden dezent bröckelig, viele Töpfe mit Pflanzen entlang der Mauern. Eine kleine Kirche im Dorfkern. Eines der schönsten Dörfer, die ich jemals sah.

Beschwingt fahren wir weiter entlang der Steilküste, jetzt mit direktem Blick auf das Meer. Hin und wieder queren wir kleine Orte und erblicken überfüllte Strände. Unser Ziel ist das Wrack von Pomonte ganz im Westen. Es handelt sich um die „Elviscot“, einen kleinen Frachter, der 1972 nahe dem Felsen Scoglio dell’Ogliera sank; das Wrack liegt nur etwa 200 Meter vom Ufer entfernt in rund 10–12 Metern Tiefe – ideal zum Schnorcheln bei ruhiger See.

Wir suchen einen Parkplatz und wollen schon aufgeben. Dann folgen wir dem Vorschlag unserer Tochter, den linken Weg einzuschlagen. Just in dem Moment wird ein Parkplatz frei. Am sehr vollen Strand bereiten wir uns auf den Tauchgang vor. Der Einstieg ist schwierig: große, rutschige Rundsteine; Wasserschuhe wären Pflicht. Nur mit Mühe gelange ich ins Wasser. Meine Frau bleibt am Strand, der Einstieg ist zu gefährlich.

Wir schnorcheln los, legen etwa zweihundert Meter zurück. Links neben einer kleinen Felsformation liegt der alte Frachter. Wir finden das Wrack. Es liegt gut sichtbar am Grund. Viele Fische umschwärmen es. Wir filmen und tauchen, bleiben eher an der Oberfläche, andere schwimmen mit Flossen durch das Innere. Zurück zum Ufer: wieder ein kniffliger Ausstieg. Ein junger Kormoran fischt im flachen Wasser ohne Scheu vor den Menschen.

Wir vollenden die Runde um die Westküste und kehren zum Hotel zurück, wo wir ein langes Abschiedsbad am Hotelstrand nehmen. Ein herrlicher Tag auf Elba.

Reisetagebuch – Tag 5: Abschied von Elba

Für heute Morgen haben wir das Frühstücksbuffet im Hotel gebucht. Es erweist sich als mittelmäßig. Das Rührei ist eher ein Rührbrei und fast so schlecht wie auf La Maddalena. Auch hier wiegt der herrliche Blick von der Terrasse vieles auf. Den Blick genießen wir.

Dann packen wir routiniert, beladen das Auto und checken aus dem Hotel aus. Auf dem Weg zur Fähre halten wir am Aussichtspunkt, der nur mäßigen Ausblick bietet. Vor elf Uhr sind wir am Hafen, aber immerhin nicht die Ersten in der Autoschlange.

Wir schlendern durch die Gassen, kaufen Kühlschrankmagneten, stöbern nach Badehosen bei Intersport und lassen uns in einer Bar am Hafen nieder. Extrem gemütliche Metallstühle, Apfelschorle für die Mädels.

Dann geht es an Bord der Fähre. Wir genießen den Blick auf Elba und halten nach Delfinen Ausschau, aber nichts zu sehen. Die Überfahrt nach Piombino dauert je nach Verbindung gut eine Stunde. Betreiber sind meist Toremar oder Moby Lines. Weiter geht’s in Richtung Festland. Wir wollen uns dort noch Pisa und Florenz angucken – erst den Schiefen Turm und die Piazza dei Miracoli, später, wenn möglich, ein Abstecher ins historische Zentrum von Florenz mit Dom, Campanile und Ponte Vecchio.

Inselheld

Inselfan und Autor dieser Insel-Seite. Jede freie Minute wird der schönsten Nebensache der Welt gewidmet - der Erkundung der schönsten Inseln.

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