Inselhopping auf den Kykladen – Liebe Inselfreunde, heute möchte ich Euch von meiner letzten Reise berichten, die ich im Herbst 2023 unternehmen konnte. Ich habe mir einen Traum erfüllt und war in der griechischen Inselwelt der Kykladen unterwegs. Nachdem ich an anderer Stelle bereits über die Reiseplanung berichtet habe, möchte ich Euch nun zeigen, wie diese Reise verlaufen ist. Nur soviel vorab: Wir hatten eine grandiose Zeit und einen der schönsten Urlaube unseres Lebens. Wir konnten Serifos, Sifnos und Milos für uns entdecken.
Meine Frau und meine Tochter waren mit dabei, gestartet sind wir ab Hamburg. Viel Spaß beim Lesen! Kommentiert gerne bei Fragen, ich versuche alles zu beantworten. Los geht’s mit dem Inselhopping auf Serifos, Sifnos und Milos!
Hier kannst Du direkt zum Abschnitt über die jeweilige Insel springen:
Tag 1 / 14.10.2023 – Anreise nach Athen
Unser Flug geht am späten Nachmittag, daher haben wir den ganzen Tag Zeit zum Packen. Wir haben zwei Koffer gebucht, die wir randvoll packen werden. In die Mitte quetschen wir noch Handtücher, Rucksäcke und Jacken.
Schon wieder kursieren Horrorgeschichten von langen Wartezeiten an der Sicherheitskontrolle, also sind wir zeitig vor Ort. Bereits aus dem Taxi erkennen wir aber, dass bei der Security überhaupt keine Schlange ist.
Der Self-Check-in funktioniert für uns nicht, deshalb wechseln wir direkt zum Lufthansa-Schalter, wo eigentlich keine Abfertigung der Economy-Class mehr vorgesehen ist. Der bornierte Herr am Business-Schalter weist herablassend auf das entsprechende Schild über sich hin und zwingt uns zu einer Rechtfertigung, wobei meine Frau mir ins Wort fällt. Es kommt zu einem kurzen Streit, der sich aber bald wieder legt. Danach machen wir einen kurzen Abstecher zur Aussichtsterrasse, wo wir Flugzeuge beim Starten und Landen beobachten.
Die Security passieren wir schnell, obwohl unsere Rucksäcke gründlich durchsucht werden. Meinen Fotorucksack bezeichnen die Beamten als “Wimmelbild”.
Zu unserem Schrecken werden am Gate 15 Minuten Verspätung angezeigt, die bald auf 30 und schließlich auf 45 Minuten anwachsen. Damit bleiben uns nur 5 Minuten Umsteigezeit in München – das ist nicht machbar. Meine Frau findet jedoch heraus, dass 30 Personen aus unserem Flugzeug den gleichen Anschlussflug gebucht haben – das beruhigt uns etwas, denn Lufthansa wird solch ein Chaos nicht in Kauf nehmen wollen.
Glücklicherweise erreichen wir noch das Start-Zeitfenster und sind schließlich in der Luft. Der Flug nach München verläuft entspannt und kurz. Beim Aussteigen ist die Stimmung etwas angespannt – alle haben es eilig. Da bleibt kaum Zeit, die Sachen im Rucksack zu verstauen. Vermutlich verliere ich bei dieser Gelegenheit meine In-Ear-Kopfhörer, die ich erst kürzlich für 2,49 € bei Temu als Eröffnungsangebot erstanden habe.
Am Ausgang erwartet uns eine Mitarbeiterin, die uns in Richtung Anschlussflug winkt. Den erreichen wir, obwohl wir eine Station mit dem Gate-Shuttle fahren müssen. Geschafft!
Riesiger Flieger mit über 50 Reihen. Während des Fluges nach Athen fangen meine Knie an zu schmerzen.
Vor Ort dann Hochspannung: Hat unser Gepäck den knappen Umstieg ebenfalls geschafft? Am Gepäckband dann die Erleichterung: Beide Koffer erscheinen auf dem Gepäckband.
Vor dem Flughafen warten die Busse. Ich möchte Tickets kaufen, meine Mädels lachen darüber und wollen lieber direkt einsteigen. An einem Kiosk finde ich Karten für den “Airport-Express” und wir steigen in den nächsten Bus – in dem wir dann direkt kontrolliert werden. Die Tickets haben sich sofort bezahlt gemacht. Nach einer Mautstation stehen wir lange im Stau.
Wir beschließen, von der Endstation aus zu Fuß weiterzugehen und pilgern mit unseren schweren Koffern durch das wilde Nachtleben von Athen. Unser Hotel liegt direkt im Zentrum, das Partyvolk beäugt uns argwöhnisch. Nach langem Marsch finden wir unser Hotel, das von außen arg heruntergekommen aussieht. Von innen hingegen ist es wunderbar renoviert. Ich traue mich allerdings als Einziger, den Fahrstuhl zu benutzen.
Unsere Tochter ist so müde, wie man es nur sein kann, und fällt sofort in tiefen Schlaf. Auch ich schlafe bald ein. Vorher stelle ich noch fest, dass wir aus dem Zimmer einen Blick auf ein beleuchtetes Gebäude haben, welches wir zunächst für die Akropolis halten – es ist aber das Observatorium.
Tag 2 / 15.10.2023 – Athen, Akropolis
Wir schlafen lange aus und suchen uns dann etwas zum Frühstücken. Am Psirri-Platz finden wir zahlreiche Restaurants und entdecken beim Vorbeigehen einen riesigen Stapel Pancakes auf einem Tisch – sofort wissen wir, dass wir hier richtig sind und die Entscheidung ist gefallen. Unsere Tochter wählt die Pancakes, ich entscheide mich für Toast mit Spiegelei und meine Frau für Chicken Pie.
Anschließend brechen wir in Richtung Akropolis auf. Wir überqueren den Monastiraki-Platz, schlendern über einen Markt und steigen schließlich durch das Anafiotika-Viertel und Richtung Akropolis auf. Die engen, verwinkelten Gassen mit viel Graffiti bieten tolle Blicke auf die Stadt.
An der Akropolis kommen wir auf die gute Idee, den Schülerausweis vorzulegen – wir sparen so den Eintritt und dürfen dank meines Presseausweises außerdem einen speziellen Aufzug nutzen. So kommen wir in den Genuss einer spektakulären Fahrt im Elektro-Golfkart und Fahrstuhl. Herrlich.
Die Akropolis selbst ist aus der Nähe betrachtet nur mäßig spektakulär, bietet aber einen tollen Blick über die Stadt.
Auf dem Rückweg nehmen wir den direkten Weg und sind nach 20 Minuten wieder am Psirri-Platz. Greek Salad für die Mädels und für mich Souvlaki – das etwas auf sich warten lässt. Dazu gibt es Live-Musik auf dem stetig voller werdenden Platz. Viele Griechen unter den Gästen. Anschließend gehen wir zurück auf unser Zimmer und halten Mittagsschlaf.
Am Abend unternehmen wir per Taxi einen Abstecher zum Lykabettus-Hügel. Für 15 € lassen wir uns halb hinauffahren, erhaschen noch einen Zipfel der untergehenden Sonne, leider nicht die Akropolis – die wird erst während des Rückwegs sichtbar. Unterhalb des Hügels suchen wir wieder ein Taxi – diesmal für nur 5 €.
Wir gönnen uns noch einen Gyros Pita am Psirri-Platz, bevor wir früh ins Bett gehen.
Eindrücke aus Athen:
- Chaotische Stadt
- Viel Partyvolk
- Konzentriertes Nachtleben auf ein kleines Gebiet rund um die Akropolis
- Lebendig und laut
- Erwacht abends zum Leben
- Auf den Straßen 75% Griechen, 25% Europäer, Amerikaner und Japaner
- Häuser und ganze Straßenzüge wirken sehr heruntergekommen, aber auf charmante Weise – wir nennen es “ästhetisch schäbig”
- Harter Kontrast zwischen äußerer Fassade und innerem Zustand
- Griechen sehr freundlich und hilfsbereit, offen, aufgeschlossen, kommunikativ, entspannt, gastfreundlich
Tag 3 / 16.10.2023 – Mit der Fähre nach Serifos: Inselhopping
Schon ist unsere Zeit in Athen vorüber! Wir packen unsere Koffer und frühstücken noch einmal im Pancake-Lokal. Auf dem Menü stehen Feta- und Pastrami-Pie, dazu Sandwiches.
Die Metro-Station finden wir direkt um die Ecke und fahren durch die Stadt zum Hafen. Der Zug ist sowohl außen als auch innen großflächig mit Graffitis und Tags bedeckt, ruckelt und scheppert gewaltig – total passend für diese Stadt.
Wir sind zeitig am Hafen und finden schnell unser “Gate”. Die Fähre, ein schnittiger und riesengroßer Super-Jet, steht schon bereit.
An Bord finden wir bequeme Sitze vor, die an Flugzeugsitze erinnern. Entgegen der online verbreiteten Gerüchte, dass das Außendeck während der Fahrt gesperrt sei, können wir während der Fahrt an Deck die Aussicht auf vorüberziehende Inseln und das Meer genießen.
Die Preise an Bord sind im Gegensatz zu Athen recht hoch – für Sandwiches und Getränke zahlen wir 20 €. Die Fähre macht gute Fahrt, während die Griechen an Bord dösen, schieße ich Fotos an Deck. Bald kommt eine kleine Insel in Sicht, die mit 20 Windrädern bestückt ist – ein griechischer Offshore-Windpark.
Kurz darauf kommt Serifos in Sicht, von der Wetterseite her schroff und abweisend. Ein winziger Leuchtturm ist in eine steile Felswand eingelassen. Zwei Felsnasen später präsentiert sich die Insel von einer freundlicheren Seite, als sich eine Bucht öffnet, in der auch der Hafen liegt.
Die Mädels sind sauer auf mich, weil ich so spät nach unten komme – aber unten im Autodeck empfangen uns Abgase und laute Sirenen. Dann öffnet sich die Aussicht durch die herunterfahrenden Autorempen – wir haben Serifos erreicht.
Im Hafen warten wir auf Dimitri, den Schwager der Familie. Wir schauen uns um, freuen uns über das herrliche Wasser und die weiß getünchten Häuser am Berg – die Chora. Sobald das Schiff wieder abgelegt hat und wir alleine am Hafen sind, umfängt uns die Ruhe dieser abgelegenen Insel. Schließlich ist Dimitri da und verstaut unsere Koffer fachmännisch im Kleinwagen. Er stellt sie aufrecht in den winzigen Kofferraum des Nissan – ein nützlicher Trick. Dimitri stellt sich vor: Er hat in die Familie eingeheiratet, lebt im Winter in Athen und arbeitet im Sommer rund um die Uhr auf Serifos.
Bald erreichen wir das kleine Studio-Hotel „Vassilia on the Beach“ über steile Straßen. Dort werden wir von Vassilias Sohn, Frieko, empfangen. Er erklärt, sein eigentlicher Name sei für uns unaussprechlich, und begrüßt uns mit guter Laune. Er zeigt uns das Apartment, das auf zwei Zimmer und vier Betten upgegradet wurde und weit uns in mehrere griechische Sagen ein, die auf Serifos spielen. Soweit so gut.
Anschließend zieht es uns sofort zum Strand. Wir gehen baden und chillen am Strand. Das Wasser ist kühl, die Liegen gehören zur Unterkunft. An der Bar gibt es Getränke, die auch an den Liegen serviert und auf das Zimmer geschrieben werden. Das Meer mit seinem sandigen Einstieg ist herrlich zum Baden.
Nach einer entspannten Stunde am Strand erkunde ich den Fußweg zum Hafen und zu den Supermärkten, wo ich Zutaten für Sandwiches, Tomaten, Bier und Melone kaufe – und natürlich Oregano-Chips. Ich schaue auch beim lokalen Mietwagenverleih vorbei, der Kleinwagen für 30 € am Tag anbietet.
Am Abend erkunde ich die langgestreckte Bucht – der Anblick ist herrlich. Die Bucht ist mit niedrigen Zedern bewachsen, deren Stämme weiß getüncht sind. Die ausladenden Wurzeln scheinen über den Strand zu kriechen. Außergewöhnlich!
Wir essen in der benachbarten Aleksandro-Bar und erfahren danach, dass die Bar dem Onkel der Familie gehört, mit dem es offenbar Streit gibt. Das Essen ist in Ordnung, aber kein Highlight: Solider Tomatensalat mit hausgemachtem Feta und Olivenöl, gutes Moussaka, mäßige Calamari. Morgen werden wir bei Vassilia essen, um es uns nicht zu verderben.
Leider sind am Abend wegen der Bewölkung nicht viele Sterne zu sehen.
Schlafenszeit: Das Bett ist etwas zu kurz und zu eng für meine Frau und mich, aber ich schlafe gut, tief und fest.
Die Ankunft auf Serifos, einer Insel, die sich zunächst abweisend und schroff zeigt, nur um dann ihr wahrhaft freundliches Gesicht in einer einladenden Bucht zu offenbaren, ist wie das Entdecken eines wohlgehüteten Geheimnisses. Die Insel empfängt ihre Besucher mit der Gelassenheit und Ruhe, die nur solche abgelegenen Orte bieten können. Die Familie, in deren Kreis man aufgenommen wird, und die Gastfreundschaft, die mit jedem Lächeln, jedem Wort geteilt wird, verwandeln den Ort von einem einfachen Ziel zu einem Zuhause fernab der Heimat.
Die sanften Wellen am Strand von Serifos, die kühle Erfrischung des Wassers und die Sonne, die die Haut küsst, sind ein Rückruf an die einfachen Freuden des Lebens. Der sandige Einstieg ins Meer, die Liegen, die wie stille Zeugen des Friedens am Strand stehen – all dies sind Pinselstriche auf der Leinwand des Sommers.
Der Abend bringt eine sanfte Melancholie mit sich, während die Sterne sich hinter den Wolken verstecken. Die kulinarische Erfahrung, ein solider Tomatensalat, gutes Moussaka, mäßige Calamari, ist ein Echo der griechischen Kultur, die sich in ihrer Einfachheit und ihrem Reichtum offenbart. Das Bett, obwohl etwas zu kurz und eng, wird zum Kokon, in dem die Eindrücke des Tages sich zu Träumen verweben.
Tag 4 / 17.10.2023 – Serifos erkunden
Unsere Tochter hat sich für heute früh den Wecker gestellt – sie möchte sich den Sonnenaufgang anschauen und dabei baden. Natürlich bin ich dabei. Was für ein Panorama! Die Sonne steigt über einer Klippe zur Linken unserer Bucht auf und taucht den ganzen Strand in rotes Licht. Einfach herrlich!
Wir frühstücken in der Vassilia-Bar mit Blick auf die langsam höher steigende Sonne. Köstliche Mini-Wraps und Rührei – dazu Milchkaffee. Wunderbar.
Anschließend chillen wir am Strand und baden im erfrischend kühlen Mittelmeer. Wir tüffeln dann hinüber nach Livadi zum BlueBird Car Rental, wo wir von der offenbar geistig eingeschränkten Tochter des Hauses begrüßt werden. Sie findet Gefallen an unserer Tochter, besonders deren Fußkette wird gründlich untersucht. Wir bekommen problemlos einen kleinen Nissan für 30 € je Tag. Der Besitzer spricht kein Wort Englisch – der Versicherungsstatus des Autos bleibt unbekannt. Wird schon gut gehen. Auf der kurzen Fahrt zu Vassilia Beach lerne ich das Auto kennen – ein wirklich gutmütiger Kleinwagen mit manueller Schaltung, der mühelos jede Steigung nimmt.
Wir packen ein paar Sachen ein und fahren dann hinauf zur Chora, dem kleinen Ort mit den weißen Häusern am steilen Hang, der schon vom Hafen aus weithin sichtbar war. Wir folgen steilen Serpentinen. Königlich thronen kleine Kirchen an den höchsten Punkten der umliegenden Berge über der Szenerie. An geeigneter Stelle unterhalb alter Windmühlen parken wir den Wagen und machen uns zu Fuß auf den Weg hinauf durch die leeren, engen Gassen zum höchsten Punkt der Ortschaft. Nur ein paar Katzen sind zu sehen, sie folgen uns eine Weile und huschen dann in schmale Nischen zu beiden Seiten des Weges.
Auf halber Höhe hat ein kleines Café geöffnet, gegenüber bietet ein kleiner Supermarkt das Nötigste an. Ich kaufe mir eine kalte Cola und verliere dabei die Mädels aus dem Blick. Wir treffen uns erst an der Kirche wieder, die den höchsten Punkt des Ortes markiert. Auf dem Weg dorthin passiere ich steile Treppen und genieße fantastische Aussichten über die Küste der Insel, schwelge in der griechischen Szenerie und dem herrlichen Sonnenschein. Oben angekommen sehe ich meine Mädels wieder – sie haben sich offenbar von der anderen Seite genähert. Wir genießen den Ausblick und pausieren an der Kirche.
Zurück am Parkplatz starte ich die Drohne und fliege über die Stadt – in Anbetracht der wenigen Passanten erscheint mir dies sicher – außerdem halte ich viel Abstand.
Wir beschließen, den Berg zu queren und auf die andere Inselseite zu fahren, wo uns ein einsamer Strand und eine kleine Taverne erwarten. Der Weg führt über steile Serpentinen, tiefe Schlaglöcher und zum Schluss eine enge Straße, die mehr einem Feldweg gleicht. Schließlich erreichen wir Sikamia Beach. Die hiesige Taverne sieht geschlossen aus, die Möbel sind im Innenraum säuberlich gestapelt.
Wir sind alleine am Strand, baden und chillen am Strand. Das Wasser ist toll – man sieht dem Strand aber den Herbst an, einige Algen säumen das Ufer. Ich spaziere am Strand, mache Fotos von diesem Ort, fliege eine Runde mit der Drohne. Dann baden wir im seichten Wasser, dass heute allerdings etwas trüb ist.
Die verlassen aussehende Taverne scheint doch belebt zu sein. Uns begrüßt ein großer, alter Hund, den wir sofort in’s Herz schließen. Die Besitzerin lässt sich sehen und begrüßt uns herzlich. Der Hund heißt Romeo und kann nicht mehr richtig laufen und kaum sehen – hatte aber ein herrliches Leben an diesem Strand, erläutert uns die freundliche Dame in gebrochenem Englisch. Umso mehr freut sich der alte Hund über Streicheleinheiten. Wirklich ein Prachtkerl.
Mit Händen und Füßen verständigen wir uns mit der Wirtin und einigen uns auf ein Menü aus Greek Salad, Moussaka, Kichererbsen und Pommes, dazu Brot mit Tsatsiki. Richtig köstlich!
Wir nehmen ausführlich Abschied von Romeo, der uns traurig nachblickt. Auf wiedersehen, Romeo!
Auf dem Rückweg Zwischenstopp an unserem Parkplatz an der Chora, wo ich vermutlich meine Sonnenbrille verloren habe – aber sie ist nicht zu finden. Zurück bei Vassilia machen wir es uns in der Bar gemütlich, essen Salat und Spaghetti Carbonara und genießen die entspannte Abendstimmung.
Tag 5 / 18.10.2023 – Serifos Mining Camp in Megalo Livadi
Wir starten den Tag natürlich wieder mit einem Bad im Meer und einem Kaffee auf der Sonnenliege. Dann Frühstück in der Vassilia-Bar mit Pita, Rührei und Toast. Anschließend einige Stunden Ruhe am Strand, mit schnorcheln und lesen.
Gegen Mittag brechen wir auf, um den Westen der Insel zu erkunden. Unser Ziel ist es, den Wanderpfad zu einer versteckten Bucht zu finden. Doch ohne GPS-Signal verpassen wir die richtige Abzweigung und finden uns plötzlich in Megalo Livadi wieder – einst das pulsierende Herz des Bergbaus auf der Insel. Auf dem Weg dorthin bestaunen wir schicke Häuser und Bungalows, die den Wohlstand der Gegend und ihre Ausrichtung auf wohlhabende Besucher aus Athen widerspiegeln. Wir tauchen ein in die Geschichte der alten Minen, entdecken umgestürzte, verrostete Loren, zerstörte Gleise und verlassene Brücken – eine perfekte Kulisse für Drohnenaufnahmen.
Auf dem Rückweg suchen wir Erholung am Strand von Vagia – das Wasser ist herrlich, auch wenn der Untergrund sehr steinig ist.
Den Abend lassen wir ruhig angehen, genießen Toast und Melone in unserem Appartment. Später in der Nacht nutze ich die Gelegenheit, um Sterne zu fotografieren – die Sicht ist einfach atemberaubend. Die Chora ist erleuchtet, darüber funkeln die Sterne. Ich sehe die Milchstraße und diverse Sternschnuppen. Wundervoll!
Ein historischer Rückblick auf Megalo Livadi:
Die Geschichte von Megalo Livadi ist eng mit dem Eisenerzbergbau verbunden, der hier ab 1861 begann und die Inselwirtschaft über Jahrzehnte prägte. Verschiedene Gesellschaften versuchten sich im Abbau der Erzvorkommen, bis schließlich die französische „Gesellschaft Serifos-Spiliasesa“ unter der Leitung des deutschen Mineralogen A. Grohmann die Führung übernahm. Das geförderte Erz fand seinen Weg in die USA, nach England, Schweden und Belgien.
Die Arbeits- und Lebensbedingungen der Bergarbeiter waren hart und führten 1912 zur Gründung einer Gewerkschaft. Ein markantes Ereignis in der Geschichte der Arbeiterbewegung auf Serifos war der Streik von 1916, der tragisch endete, als die Polizei und Wachleute der Mine auf die streikenden Arbeiter und ihre Familien schossen, was zu Todesopfern und zahlreichen Verletzten führte. Dieser Konflikt unterstreicht die Kämpfe der Arbeiterklasse für bessere Arbeitsbedingungen und soziale Gerechtigkeit.
Die Erkundung von Megalo Livadi bietet somit nicht nur Einblick in die natürliche Schönheit und Ruhe der Gegend, sondern auch in die tiefgreifenden sozialen und historischen Dynamiken, die die Insel und ihre Gemeinschaften geformt haben.
Tag 6 / 19.10.2023 – Lia Beach
Der Tag startet wieder mit herrlicher Sommerstimmung und Sonnenaufgang am Meer. Über Nacht hat sich ein spitzer Spülsaum am Strand gebildet, der aussieht wie ein winziger Deich. Bald fährt aber ein Schiff vorbei, dessen Bugwelle das Kunstwerk zerstört. Zum Frühstück gönnen wir uns wieder Toast und Rührei in der Vassilia-Bar.
Meine Frau hat sich leider eine Blasenentzündung eingefangen – daher unternehmen wir einen Abstecher zum Medical Center der Insel, kurz hinter der Chora. Seht gut organisiert, der junge Arzt untersucht meine Frau gründlich und sorgsam. Schließlich verschreibt er Antibiotika. Das Rezept sieht eher aus wie ein Notizzettel – wir sind überrascht, als wir es in der lokalen Apotheke tatsächlich vorlegen können.
Für sie ist also Ruhe angesagt – ich ziehe alleine über die Insel. Mein Ziel ist Lia Beach an der Westküste. Eine waghalsige Sandpiste führt dorthin, endet schließlich an einem kleinen, ökologischen Hotel. Rechts führt ein kleiner Kletterpfad am Hotel vorbei und zum Strand. Der Pfad führt durch dornige Sträucher, dauert aber nur 5 Minuten. Dann öffnet sich der Strand vor mir. Er liegt herrlich und halbrund in der Sonne. Zwei nackte Griechen fühlen sich beim Baden gestört und mustern mich kritisch. Ich halte betont viel Abstand, lasse mich auf der entgegengesetzten Seite der Bucht nieder – und verzichte ebenfalls auf meine Badehose. Das Wasser ist verlockend und zieht mich bald an. Nackt schnorchle ich die Felsen der Bucht entlang. Perfekte Sicht, glasklares Wasser, viele Felsen – aber kaum Fische.
Bald treffen weitere Besucher ein, die ich um Einverständnis zum Drohne fliegen bitte, mittlerweile mit Badehose am Leib – sie bedanken sich für die Frage.
Nach einiger Zeit breche ich dann auf und unternehme noch einen Abstecher zum Strand Paralia Agios Sostis. Eine einsame Kapelle gleichen Namens thront inmitten eines abgelegenen, wilden Strandes. Was für ein Anblick!
Auf dem Rückweg Zwischenstopp an einem Aussichtspunkt auf einem Berg. Mitten im Nirgendwo steht ein Stuhl mit Blick auf die Küstenlinie der Insel. Ich habe selten einen besser platzierten Stuhl gesehen.
Am Abend Phase 10 (Sieg für mich!) und köstlicher Souvlaki in der Vassilia-Bar.
Anschließend mache ich mich auf den Weg, nochmal das nächtliche Himmelszelt zu fotografieren. Diesmal schlendere ich in die andere Richtung in Richtung Ortschaft. Ich finde ein paar gute Motive, fotografiere Graffiti-Walls und verfallene Bauten, die einen scharfen Kontrast zum Sternenhimmel bilden.
Tag 7 / 20.10.2023 – Serifos <> Sifnos Inselhopping
Der letzte Morgen auf Serifos bricht an. Wir zelebrieren unsere Morgenroutine: Die Tochter badet im Sonnenaufgang, ich trinke griechischen Kaffee und frischen Orangensaft im milden Sonnenschein, schreibe Tagebuch und genieße den herrlichen Blick über diese friedliche Bucht.
Frühstück in der Bar, dann eine herzliche Verabschiedung von Frieko, Dimitri und dem Koch. Unsere Tochter wird besonders herzlich verabschiedet – sie soll unbedingt einen Sommer zum Arbeiten auf Serifos verbringen, sagen die drei. Das wird aber erst funktionieren, wenn sie 18 Jahre alt ist.
Unsere Fähre geht gehen 12 Uhr, wir fahren zeitig zum Hafen, um das Auto abzugeben. Das verläuft problemlos, das Auto wird nichtmal in Augenschein genommen. Hier wird noch vertraut. Ich kaufe noch etwas Proviant, eine neue Sonnenbrille und den obligatorischen Kühlschrankmagneten. Dann warten wir auf die Fähre und beobachten das Treiben im Hafen. Ein Tankschiff wird abgefertigt, dazu fährt eine übergewichtige Griechin auf einem winzigen Motoroller heran, der unter ihrem Gewicht zu ächzen scheint. Sie vertaut das Schiff und macht sich dann gleich wieder aus dem Staub.
Die Fähre ist krass und überraschend luxuriös. Nachdem wir unsere Koffer verstaut haben, fahren wir per Rolltreppe in Richtung Zwischendeck und bestaunen die opulente Einrichtung der Fähre, die geradezu verschwenderisch ausgestattet ist. Eine kurze Recherche ergibt, dass dieses Schiff ehemals als Kreuzfahrtschiff in Norwegen diente. An Deck genießen wir den Blick zurück auf die Insel und über das Meer. Diese Fahrt wärt allerdings nur kurz, denn schon bald erscheint Sifnos am Horizont und kurz darauf laufen wir schon im Hafen ein.
Wie anders diese Insel wirkt! Alle Hänge sind steil, der kleine Hafenort wirkt regelrecht eingeklemmt zwischen riesigen Bergen, an deren Spitze jeweils kleine Kapellen weiß funkeln.
Mit unseren Koffern ziehen wir die Promenade entlang, die bald zur Hauptstraße des Ortes wird, und nehmen erste Eindrücke auf. Kleine Restaurants liegen direkt am Hafen, der auf der linken Seite von einem kleinen Badestrand gesäumt wird. Auf der anderen Seite Cafés, Fährbüros, Car Rentals sowie Bäckereien. Wir kaufen Backwaren, mit Spinat und Feta gefüllte Taschen, die sich später als äußerst köstlich herausstellen werden.
Unseren Mietwagen haben wir am Vorabend telefonisch reserviert – bei SunTrail, dem hiesigen Verleiher mit den besten Bewertungen. Das Ladengeschäft macht einen hervorragenden Eindruck. Anhand einer Faltkarte werden wir umfasend instruiert, Sehenswürdigkeiten markiert und die besten Badestellen eingezeichnet. Als besten Strand bezeichnen sie ausgerechnet jene Bucht, in der unser nächstes Zimmer liegt – perfekt! Wir steigen also in unseren Fiat-Panda, die Koffer werden aufrecht gestellt, so wie wir es gelernt haben – und los geht’s!
Schon nach kurzer Fahrt offenbart sich eine ganz andere Insel: Grüne Hänge haben wir auf Serifos nicht gesehen, üppige Olivenbäume säumen die Straßen, die gut ausgebaut sind. Enge Straßen mit Wendungen und engen Kurven.
Die einzige Tankstelle soll im größten Ort der Insel Appollonia liegen – hier halten wir also, denn wir haben den Wagen nur halbvoll übernommen. Better safe than sorry. Anschließend geht es abwärts, wir erhaschen herrliche Blicke auf einen kleinen Küstenort. Nach etwa 30 Minuten Fahrt erreichen wir Vathi – können allerdings nicht bis zum Strand fahren. Offenbar soll das Auto abseits geparkt werden. Also zu Fuß weiter zum Strand, der auf den ersten Blick sehr schmal erscheint. Kleine Tavernen und Bars, dazwischen niedliche Strandhäuser.
Bald haben wir das Studio Anna gefunden – nach kurzen Verständigungsproblemen erhalten wir den Schlüssel. Das Zimmer ist sehr klein und bietet nur wenig Komfort – unsere Tochter ist zunächst enttäuscht. Aber: Wir haben einen kleinen Balkon mit Blick auf das Meer und wohnen inmitten einer griechischen Familie. Das Zimmer ist perfekt sauber.
Ich ziehe nochmal los um ein paar Basics zu shoppen – wir haben neben einem Sandwich-Maker nämlich auch eine Kochplatte und Töpfe auf dem Zimmer. Die Sandwich-Maker sind ein Phänomen in ganz Griechenland – jedes noch so kleine Zimmer hat irgendwo im Schrank immer ein solches Gerät zu bieten. Mit einer Packung Toast, Scheibenkäse und etwas Tomate und Olivenpaste ist so jederzeit eine leckere Mahlzeit zu bestreiten. Leider finde ich nur einen Mini-Market ohne frisches Gemüse. Für Wasser, Nudeln und Kaffee reicht es aber.
Die Mädels baden, ich hole meinen Schnorchel heraus. Fische sehe ich wiederum kaum – dafür aber einen Oktopus, der sich in einem Frappé-Becher einquartiert hat. Toller Empfang an diesem tollen Ort!
Tag 8 / 21.10.2023 – Sifnos Kastro
Herrlich haben wir es hier! In der Nacht wurden wir vom stetigen Rauschen des Meeres vor unserem Fenster begleitet, in der Fern läuten die Glocken von Ziegen und Schafen, ein kühler Luftzug streicht durch das Zimmer. Draußen dufet es nach Meer und Hitze und Griechenland. Nun sitze ich auf dem Balkon, blicke auf das Meer und schreibe.
Wir frühstücken Sandwiches aus dem Sandwich-Maker, dem kleinsten gemeinsamen Nenner aller griechischen Ferienunterkünfte, dazu Pulver-Kaffee “Cappuccino”. Nach dem Frühstück brechen wir in Richtung Kastro auf, ca. 30 Minuten Autofahrt.
Wir finden eine charmante kleine Stadt vor, gebaut in steile Felsen rund um eine alte Festung, von der nur noch die Grundmauern stehen. Enge Gasse, die weiß getüncht strahlen, durchbrochen von bunten Blumen und blauen Fensterläden. Malerisch und großartig! Auf einer kleinen, vorgelagerten Felseninsel thront die kleine Kirche der Sieben Märtyrer (Epta Martyres), zu der ich über zahllose Stufen wandere. Surreale Szenerie. Auf dem Weg dorthin eine kleine Bar mit herrlichem Blick über die Küste, deren Fassade fast vollständig mit schwarzen Kritzeleien ihrer Gäste versehen ist, die manchmal plump und manchmal künstlerisch erscheinen. Dies scheint im Sommer DER Treffpunkt auf der Insel zu sein. Unsere Tochter wird währenddessen von Katzen umlagert, will aber nur mit der kleinsten spielen.
Während der Rückfahrt finden wir tatsächlich geöffnete Supermärkte, kaufen Nudeln, Wasser und Knabberkram.
Wir sind außerdem auf der Suche nach einem neuen Weinkrug für zuhause. Sifnos ist für sein Töpferhandwerk berühmt und wir besuchen 3 Werkstätten. Dabei sehen wir außergewöhnliche Kunstwerke, Teller, Vasen, handbemalt und äußerst hübsch. Aber einen Weinkrug finden wir nicht.
Zurück am Vathi Beach sonnen wir uns und schnorcheln in der langgestreckten Bucht. Okti lässt sich nicht blicken, sein Plastikbecher liegt verlassen am Meeresgrund.
Später breche ich auf, um den Wanderpfad rechts unserer Bucht zu erkunden. Steiler Pfad, abgesperrt mit einem schweren Ziegentor. Viel Geröll und spitze Dornen – fantastischer Blick über das Meer. Mäßig spektakulärer Sonnenuntergang.
Anschließend lassen wir uns in der Taverne Symposio nieder, die mit eigenem Anbau und besten Produkten wirbt. Wir treffen auf den Besitzer und Koch, der mit Leib und Seele bei der Sache ist. Wenn er zwischen den Gängen nichts zu tun hat, fischt er direkt vom Strand aus per Handleine nach Fischen und Oktopus. Die Qualität der Speisen kann allerdings mit seinen vollmundigen Versprechungen nicht recht mithalten. Trotzdem ein Erlebnis und ein einzigartiger Typ.
Tag 9 / 22.10.2023 – Auf Sifnos unterwegs
Wieder wecken mich Wellen, Hähne und das wilde zwitschern kleiner Vögel. Ich habe sehr gut geschlafen, aber gegen Mitternacht war ich einmal wach – der Nachbar hat sich lautstark und minutenlang übergeben. Ich genieße die Morgenstimmung auf dem Balkon und mache mir Cappuccino, als die Mädels schließlich aufwachen. Zum Frühstück serviere ich wieder die beliebten Sandwiches, dazu Rührei mit Tomate.
Wir erkunden heute den Süden der Insel, der sich als unspektakulär erweist. Zunächst landen wir dabei in Platis Gialos – eine große Bucht, die im Sommer sehr touristisch sein mag, nun aber fast verlassen darliegt. Ein Keramikladen hat offen, aber wir finden auch hier auch keinen Weińkrug – das perfekte Exemplar sichten wir später im Schaufenster eines geschlossenen Geschäfts. So können wir den perfekten Krug nur durch die Fensterscheibe bewundern. So nah und doch unerreichbar. Der nächste Halt ist Chrisopigi – eine kleine Kirche am Meer, wo wir auf ein lebloses Katzenbaby am Wegesrand stoßen. Kurzer Aufenthalt am Meer, schönes Panorama.
Dann erkunden wir die Altstadt von Apollonia. Der Parkplatz liegt am Rande der Altstadt – parken ist in der Stadt selbst wegen der engen Häuser kaum möglich. Wir schlendern durch schmale Gassen und eine kleine Einkaufsstraße mit Boutiquen und einem Feinkostladen, wo wir Honig und Kekse als Mitbringsel für daheim shoppen. Dann finden wir noch den besten Supermarkt der Insel – den Fresh Market. Ein üppiges Sortiment an frischem Gemüse und Obst, dazu sogar eine Theke mit allerlei Fleisch und anderen Spezialitäten. Auf der Karte ist dieser Markt nicht eingezeichnet.
Wir halten noch an einem der zahlreichen Wanderpfade dieser Insel, die ein wahres Mekka für Wanderer auf den Kykladen ist. Die Wanderwege hier sind gut ausgebaut und ausführlich beschildert. Sogar einzelne Pflanzen sind beschildert, das habe ich so in Griechenland noch nicht gesehen. Am Startpunkt des Wanderwegs ist sogar strategisch günstig eine Bushaltestelle platziert.
Zurück in Vathi wird erstmal ausführlich gebadet. Die Wahl dieser Unterkunft war wirklich fantastisch, dies scheint der herrlichste Platz auf der Insel zu sein. Von Okti weiterhin keine Spur.
Mich zieht es bald nochmal nach Kastro, wo ich per Drohne die kleine Kirche anfliege. Die Anfahrt dorthin filme ich per GoPro in 4K. Das werden starke Bilder!
In Vathi noch ein letztes Bad und ein fulminanter Sonnenuntergang. Zum Abendessen Spaghetti mit Tomatensoße und Feta, stilecht auf unserem Balkon mit Blick auf das Meer genossen.
Tag 10 / 23.10.2023 – Sifnos – Milos: Inselhopping
Reisen heißt auch, Abschied nehmen – heute von Sifnos und Vathi Beach, wo wir herrliche Tage verbracht haben. Ich genieße den letzten Morgen auf dem Balkon, lausche dem lauten Klatschen der Wellen und dem Morgengruß der Hähne, sauge die Atmosphäre in mich auf. In der Ferne zwitschern aufgeregt kleine Singvögel.
Unsere letzten Zutaten verarbeite ich zu Sandwiches, die laut unserer Tochter immer dann besonders gut schmecken, wenn ich sie belege und zubereite.
Routiniert packen wir unsere Koffer. Die Bezahlung vor Ort erweist sich als nicht ganz unkompliziert – die Nonna der Familie ist mit der Bedienung des Kartenlesers nicht vertraut und ruft ihre Tochter an, die mir aber auch bloß bestätigt, ich könne mit Karte zahlen. Schließlich kommt die hübsche Freundin des dicken Griechen zur Hilfe, der den ganzen Tag im Innenhof sitzt und Bier trinkt. Sie ist frisch geduscht, ihre zurückgekämmten Haare betonen ihre überdimensional große Nase, die ihrem Gesicht einen ganz eigenwilligen Charakter verleiht. Schließlich habe ich das Geld erfolgreich angewiesen.
Ich fliege noch kurz mit der Drohne über den Strand, aber der Akku ist schnell erschöpft. Die Koffer werden nun mittels der bereits bekannten Schubkarre entlang des Strandes transportiert. Die Tochter ist nicht begeistert, dass sie auch eine Fuhre übernehmen soll. Das Wasser steht heute bedeutend höher am Strand, die Wellen reichen bis an die Mauern der Cafés und Häuser heran. Wir bekommen nasse Füße. Unsere Tochter verabschiedet sich noch von den kleinen Katzen und ist entrüstet, als die die Schubkarre nun auch noch zurück zur Unterkunft bringen soll. Sie hat es nicht einfach.
Von Appolonia aus wählen wir die Küstenstraße zum Hafen. Das Meer liegt unter dichten Wolken verborgen, die sich wie ein Teppich darüber gelegt haben – ein magischer Anblick. Wir steuern das Kloster oberhalb des Hafens von Kamares an, finden aber keinen Parkplatz und haben keine Lust auf eine lange Wanderung. Ich laufe also nur kurz eine Pass-Straße hinauf und bewundere die spektakuläre Aussicht, kreuze dabei einen der zahlreichen Wanderwege, die hier allgegenwärtig sind.
Am Hafen finden wir dann schließlich einen hübschen und bezahlbaren Weinkrug, nachdem auch hier die Rückgabe des Mietwagens problemlos verlaufen ist. Im Fährbüro lassen wir uns die reservierten Tickets ausstellen und machen es uns dann in einer Bar am Hafen bequem. Hier gönnen wir uns ein Zweitfrühstück mit Blick auf den Hafen und den kleinen Badestrand von Kamares. Großartig. Kleine Ruderboote dümpeln im klaren Wasser des Hafens. Malerisch. Unsere Tochter bestellt sich eine unfassbar opulente Waffel mit Schokoladeneis.
Während wir dann am Pier auf das Schiff warten, unterhalten wir uns mit einem australischen Ehepaar – beide sehr sympathisch. Sie wollen von Milos aus nach Nafplion übersetzen und freuen sich, als wir von Nafplion schwärmen, wo wir vor einigen Jahren waren. Gute Wahl!
Die Fähre kennen wir schon. Die Rolltreppen und die Platzverhältnisse bleiben dennoch beeindruckend! Meine Frau findet heraus, dass die Fähre in den 90er Jahren in Norwegen in den Dienst gestellt wurde und mehrfach ausgemustert wurde. Ein beeindruckendes Schiff.
Eine Milos vorgelagerte Insel liegt im Dunst und sieht geheimnisvoll aus – erinnert an die Isola Nebula aus Jurassic Park. Bald kommt Milos in Sicht – wir gleiten am historischen Ort Plaka vorbei und können die berühmten bunten Fischerhäuser von Klima darunter sehen.
Auf Milos empfängt uns eine lebendige Hafenstadt, die offensichtlich deutlich belebter ist als die beiden vorherigen Inseln. Wir schlendern zum Car Rental. Problemlose Anmietung, auch wenn das digitale Übergabeprotokoll nie ankommt. Die Strecke zur Suite offenbart uns erste Eindrücke der Insel. Sie wirkt lieblich, nicht so schroff wie Sifnos und Serifos. Sanft geschwungene Höhen ohne die steilen Serpentinen, viele Bäume und Büsche, Vegetation.
Die Kapetan Tasos Suite ist überwältigend. Strahlend weiß, luxuriös, toller Meerblick vom Balkon aus. Freundlicher Empfang durch Stella, die die gute Seele der Location zu sein scheint. Die Freude wird allerdings getrübt: Unsere Tochter hat Beschwerden mit den Ohren, sie jucken und schmerzen, weisen einen fiesen Ausschlag auf, der beginnt zu eitern. Wir haben die neuen In-Ear Kopfhörer in Verdacht, billige China-Ware von Amazon, ganz gegen unsere Prinzipien. Also: Einmal mehr auf zum Medical Center der Insel Milos, wo wir wieder schnell, zuvorkommend und ohne Wartezeit betreut werden. Als wir auf Sardinien einen Arzt brauchten, haben wir direkt eine Rechnung über knapp 100 € bekommen – hier interessiert sich niemand für Versicherungskarten oder Bankverbindungen. Die Griechen sind im Herzen Kommunisten oder gar Anarchisten. Die Tochter bekommt Antibiotika und Salbe verschrieben. Schnorcheln ist für die nächsten Tage verboten – das sorgt bei ihr für Tränen.
Kurzer Bummel im Hafenort Adamas mit Pita und Souvlaki im lokalen Grill, der auf griechisches Fastfood spezialisiert ist. Hier werden wir in den kommenden Tagen häufiger Station machen!
Abends lassen wir es ruhig angehen. Spiele auf dem Balkon und Bier aus dem lokalen Supermarkt, der leider unfreundlich und überteuert ist.
Tag 11 / 24.10.2023 – Milos
Nachdem ich am Abend schon nicht recht einschlafen konnte, bin ich am Morgen sehr früh wach. Mit den ersten hellen Streifen am Horizont sitze ich auf dem Balkon und bewundere den Sonnenaufgang, der perfekt sichtbar ist. Nur das Stromkabel einer Straßenlaterne hängt inmitten der Sicht – irgendwie hängt in Griechenland immer ein Stromkabel im Weg.
Auch meine Frau ist früh wach. Das Frühstück lassen wir uns heute auf das Zimmer liefern und schmausen auf dem Balkon. Frische Tomaten, Oliven, Honig, Joghurt, Feta-Taschen – perfekt.
Wir schauen kurz zum nahen Strand, der von einer Bauruine gesäumt wird, die eine schöne Villa hätte werden können. Dann empfiehlt Stella uns ein paar nahe Strände und führt aus, dass der Wind in den nächsten Tagen zunehmen wird. Also: Heute ein Boot mieten und zum Kleftiko-Strand fahren – oder nie. Bei Google Maps sind in der Bucht Agios Kiriaki zahlreiche Vermieter eingezeichnet. Wir fahren knapp 30 Minuten hin, finden jedoch alles geschlossen vor – die Kehrseite der Nebensaison. Ich telefoniere mit “Crystal Rent” und eine Griechin bemüht sich nach einiger Zeit von Adamas zu uns an den Strand. Sie wirkt abstoßend auf mich, stinkt unfassbar nach Knoblauch und möchte viel Geld für ein Boot: Wir handeln sie herunter auf 150 € für 2 Stunden plus 60 € Benzin. Dann will sie sich sogar auf 110 € plus Benzin einlassen – aber ein Gefühl sagt mir, dass etwas nicht stimmt und ich springe in letzter Sekunde ab, den Stift für das Unterzeichnen des Vertrags bereits in der Hand. Sind es die hohen Vertragsstrafen für Schäden am Boot, das unverständliche Kleingedruckte oder das Erscheinungsbild der Frau? Ich weiß es nicht genau, aber manchmal muss man eben auf das Bauchgefühl hören. Unsere Tochter ist enttäuscht, bringt aber Verständnis auf.
Wir genießen also stattdessen den einsamen Strand und das kristallklare Wasser dieser abgelegenen Bucht, die sich weitläufig entlang der Küste erstreckt und einen Streifen sehr türkisen Wassers hat. Ein Fest!
Anschließend unternehmen wir einen Abstecher zu den nahen “bunten Felsen”. Direkt daneben die Deep Blue Strandbar, die im Sommer ein Hotspot sein dürfte. Ein riesiger Parkplatz und verblichene Werbung für Partys und Livemusik zeugen davon.
Zurück fahren wir durch ein riesiges Bergbaugebiet, das surreal industriell aussieht. Krasse Landschaft, ganze Berge werden hier schrittweise abgetragen. Diese Industrie ist der Quell für Wohlstand auf dieser Insel, auch wenn die Folgen für die Landschaft brutal aussehen.
Lange Mittagspause in unserer Suite. Am Abend unternehmen wir einen Abstecher zum nahen Poseidon Rock und schauen uns den Sonnenuntergang an. Ein unspektakulärer, aber schöner und friedlicher Ort. Leider versinkt die Sonne schnell hinter einer Klippe.
Anschließend essen wir im Rifaki, direkt am nahen Hafen gelegen. Köstlich: Alles ist frisch zubereitet und sehr geschmackvoll, dazu ein freundlicher Kellner.
Kapetan Tasos
Auf dem Weg in das Restaurant Rifaki sprach mich ein alter Grieche an. Er stand in seinem schmalen Vorgarten und mühte sich, mittels Spazierstock einen Granatapfel aus einem Baum zu angeln. Er reichte nicht ganz heran. Seinen Schwall griechischer Worte konnte ich nicht verstehen, aber seine Gesten waren eindeutig: Er wollte, dass ich ihm behilflich bin. Er verstand, dass ich kein Griechisch spreche und formulierte Fragen, die ich nicht entschlüsseln konnte. Auf’s Geratewohl versuchte ich es mit zwei Antworten. “Germania”, lautete die erste, auf mich deutend. Und dann, nach rechts weisend, fügte ich hinzu: “Kapetan Tasos”, um ihm mitzuteilen, wo wir Unterkunft gefunden hatten.
Da leuchteten seine Augen und sich auf die Brust klopfend sagte er “Kapetan Tasos”. Offenbar war ich zufällig auf den Namensgeber des Hotels gestoßen. “Bravo”, sagte ich. Nun trat ich also in den Vorgarten, nahm ihm den Spazierstock ab, angelte des Granatapfel der Wahl und zog ihn zu mir herab, pflückte ihn und reichte ihn, nebst Spazierstock, zurück an den Kapetan. Den Apfel reichte er mir gleich zurück und machte ihn mir zum Geschenk.
Tag 12 // 25.10.2023 – Klima
Von unserem Balkon aus darf ich einen weiteren großartigen Sonnenaufgang bestaunen. Dazu Kaffee. Unsere Tochter kümmert sich um das Frühstück und bereitet Sandwiches zu – denn auch diese Wohnung hält natürlich den unvermeidbaren Sandwich-Grill für uns bereit.
Am Vormittag zieht es uns in die nahen Buchten, die hier entlang der Küste aufgereiht sind. Wir starten am nahen Paralia Papafragkas, wo die Küste mit Schluchten durchschnitten ist. Dazwischen eine echte Mondlandschaft mit Klippen und Kratern. Wir wandern, ich fliege Drohne.
Der nächste Stopp ist der Strand Alogomandra mit dem Hockey Beach, wo wir herrliches Wasser finden und zur Höhle schwimmen. Auf dem Rückweg schnorcheln wir durch eine enge Lücke im Felsen. Wir sehen ein großes Lebewesen davonhuschen, können aber nicht identifizieren, worum es sich handelt. Der Strand ist menschenleer, wir lassen uns von der Sonne trocknen. Über die Mittagszeit halten wir Siesta in unserer Suite, die etwas magisches hat.
Am Nachmittag besuchen wir Klima, eines der Highlights der Insel. Das berühmte Fischerdorf besteht aus hunderten, bunten Häusern, die eng an der Wasserlinie gebaut sind und einst den Fischern der Inseln als Unterschlupf und Garage für die Boote dienten. Ein unwirklich schöner Platz. Leider heute kein schöner Sonnenuntergang.
Auf dem Rückweg halten wir in Adamas, schmausen Gyros Pita und Souvlaki am Hafen bei Yankos – bester Imbiss der Insel!
Tag 13 // 26.10.2023 – Die Venus von Milos
Heute zeigen sich zum ersten Mal während unserer Reise dichte Wolken. Wir starten mit Sandwiches in den Tag und machen uns dann auf, den Fundort der Venus von Milos zu erkunden, der oberhalb von Klima zu finden ist. Auf dem Weg passieren wir schmale Gassen und einen Platz, wo Fahrbahnmarkierungen neu gesetzt werden.
Der Fundort liegt nah an einem antiken Theater mit herrlichem Blick über das Meer. Die Venus kommt schlicht und elegant daher, soll einst innerhalb einer kleinen Höhle oder Felsnische gefunden worden sein. Eine Nachbildung thront nun herrschaftlich über dem Theater und dem Meer.
Wir besichtigen das Theater, das begehbar ist und im Sommer wohl noch immer für Konzerte und Vorträge genutzt wird. Wir platzieren uns in den Rängen, während unsere Tochter eine kleine Vorstellung gibt. Wunderbar.
Sodann fahren wir über steile Pisten weiter nach Firopotamos, ein winziges Fischerdorf mit ein paar antiken Ruinen und herrlicher Küstenlandschaft. Zwischen Felsen eingeklemmt liegt eine schöne kleine Kirche. Weiter geht es nach Adamas, wo wir bummeln und neue Kopfhörer für die Tochter erstehen. Im ersten Laden finden wir zwei rauchende Griechinnen vor, der Laden stinkt unfassbar. Direkt nebenan werden wir dann aber fündig. Noch ein paar Andenken im nahen Souvenirshop und ein Abstecher in die Apotheke, wo neues Antibiotika für unsere Tochter eingetroffen ist. Ihre Ohren haben sich zwar schon gebessert, müssen aber weiterhin mit entsprechender Tinktur behandelt werden. Dann eine Kugel Eis mit Blick über den Hafen.
Heute Mittag speisen wir in der Taverne O! Hamos!, die wir von Freunden empfohlen bekommen haben. Sie erweist sich als Volltreffer – wahrscheinlich unsere leckerste Mahlzeit dieses Urlaubs. Köstliche frittierte Auberginen, Käseauflauf, Schweinebraten, Pommes, Brot, Salat, Couscous. Alles sehr gelungen und fabelhaft.
Nach einer Mittagspause gehen wir es ruhig an. Am Abend leider dichte Wolken, keine Chance auf einen schönen Sonnenuntergang. Wir spielen Phase 10 – ich verliere haushoch.
Tag 14 // 27.10.2023 – Sarakiniko
Die Sonne meldet sich mit beeindruckenden Farben zurück. Ich sitze staunend auf dem Balkon und genieße das herrliche Panorama an diesem wundervollen Ort. Wir frühstücken Toast mit Schmelzkäse – anderer Käse war in dem kleinen Supermarkt mit den unfreundlichen Menschen nicht zu bekommen. Die Unfreundlichkeit gleichen sie immerhin mit viel zu hohen Preisen aus. Schmeckt trotzdem.
Heute fahren wir zum Sarakiniko Beach, der uns mit unwirklich schöner Kulisse empfängt. Strahlend weiße Kreidefelsen, geformt zu Skulpturen und Schluchten. Darin liegt tief eingeschnitten ein schmaler Strand. Wunderschön.
Das Wasser ist vorne getrübt von Sedimenten, wird aber in einiger Entfernung vom Strand glasklar und tief. Dort schnorchle ich entlang, sehe zahlreiche Brassen und Barsche – und sogar eine Moräne! Sie schlängelt sich in etwa 10 Metern tiefe schlangenähnlich durch eine schroffe Felslandschaft. Beeindruckend, und meine erste Sichtung dieser Art! In Anbetracht der Tatsache, dass die griechischen Gewässer sonst fast frei von Fischen sind, wegen jahrzehntelanger Überfischung, freut mich dieser Anblick sehr.
Um die Ecke, einem glatten Kreide-Pfad folgend, wird von Klippen in das Wasser gesprungen. Ein kleines, natürliches Becken dient anschließend als Ausstieg. Jemand macht einen Rückwärtssalto von der höchsten Stelle. Krasse Aktion!
Wir chillen und baden stundenlang und beobachten zwei Katzen, die hier zu wohnen scheinen.
Anschließend ein Abstecher nach Mandrakia – ein zauberhaftes kleines Fischerdorf, wo ein ganzes Sysytem von bunten Treppen und Stufen hinunter zu den kleinen Fischerbooten führt, die heute ungenutzt in den sanften Wellen schaukeln. Sehr hübsch.
Auf dem Rückweg halten wir natürlich in Adamas an unserem Stamm-Imbiss und gönnen uns Gyros-Pita. Hier erwartet uns heute eine andere Bedienung. Sie scheint alle Bestellungen aus Prinzip zum Mitnehmen einzupacken. Die Mülleimer quellen über vor Verpackungen und Müll. Diese Take-Away Mentalität scheint nicht jedem zu gefallen – ein wütender Grieche schmeißt das gute Souvlaki wutentbrannt in den Eingang. Dem anschließenden Wortgefecht können wir leider nicht folgen – aber die Gemüter beruhigen sich bald wieder, der Grieche entschwindet im nächsten Eingang beim Bäcker.
Der beste Bäcker am Ort hat übrigens gleich gegenüber des Imbisses seinen Sitz. Wir decken uns hier mit gefüllten Teigtaschen und Weißbrot ein.
Ausgedehnte Mittagspause in unserer Suite, wo außerdem wieder Donuts, Kaffee und Croissants auf uns warten – Stella sorgt immer für Snacks, die unten im Eingangsbereich zum Mitnehmen positioniert sind. Ein herrliches Leben.
Am Abend brechen wir nochmal auf, denn wir wollen den Sonnenuntergang anschauen, den man von Plaka / Kastro aus besonders gut sehen soll. Wir müssen lange hinter einem Schwertransporter herschleichen, bis wir schließlich parken können und uns zu Fuß auf den Weg zum Kastro machen. Schmale Gassen, jedoch insgesamt eher ungepflegt.
Der Sonnenuntergang ist großartig. Auf der rechten Seite erstreckt sich die Insel, dahinter kleinere Eilande, teils von Nebel umgeben. Links ein schroffer Höhenzug, der von dichten Wolken umgeben ist. Prächtige Farben. Ich komme für den Tag auf knapp 1000 Fotos.
Zurück in der Suite kalter Wein, Spaghetti und Phase 10 – heute gewinne ich!
Tag 15 // 28.10.2023 – Der Süden von Milos und Tsigrado Beach
Und schon bricht er an, der letzte volle Tag auf Milos. Wie üblich sitze ich bei Kaffee auf dem Balkon und genieße das Panorama. Wir gönnen uns heute das Hotelfrühstück mit frisch gepresstem Saft, kaltem Cappuccino auf Eis und allerlei Köstlichkeiten – von Oliven über Tomaten bis hin zu griechischem Joghurt. Die volle Vitamin-Dosis!
Wir fahren heute in den Süden der Insel, den wir bislang noch nicht erkundet haben. Unser Ziel sind die Strände Fyriplaka und Tsigrado. Wir wählen eine etwas abgelegene Route und fahren durch die Bergbau-Region. Die Bagger schlagen Wunden in die Berge und transportieren die leuchtend roten Mineralien ab. Die Griechen scheinen hier ihre eigene Insel abzutragen – Terrassen und steile Pisten.
Im Süden fahren wir dann durch grüne Täler, bis wir über eine bemerkenswert gut ausgebaute Straße den Parkplatz erreichen. Hier gibt es sogar eine Bushaltestelle. Wir könnten auch noch weiter hinunter fahren, aber die Piste erscheint uns zu sandig, wir wollen uns nicht festfahren. Wir folgen also den Schildern in Richtung Fyriplaka Strand, die mitten durch die Brandung zwischen Felsen am Ufer weisen. Barfuß balancieren wir den steinigen Spülsaum entlang. Wir klettern über die niedrige Mauer eines völlig deplatzierten Hauses und können den Strand nun voll überblicken: Ein schmaler Sandstreifen vor einer steilen Felswand, die wenig vertrauenserweckend und eher bröckelig aussieht. Ein mächtiger Felsen thront in etwa 200 Metern Entfernung und teilt den Strand in zwei Hälften.
Mächtige Wellen tosen an den Strand. In der Ferne bunte Felsen. Dann aber ein trauriger Anblick: Eine riesige Schildkröte liegt auf dem Rücken im Sand, wurde offenbar hier angespült. Keine offensichtlichen Verletzungen, aber sie scheint schon eine Weile hier zu liegen. Selbst in diesem Zustand strahlt sie noch etwas majestätisches aus. Das stimmt nachdenklich. Auch in diesem Urlaub sind wir mit einem wie leergefegten Mittelmeer und tonnenweise Plastikmüll im Wasser und an den Stränden konfrontiert. Ein Jammer. Ich beschließe, mich nach dem Urlaub irgendwie für den Schutz der Meere zu engagieren.
Wir baden in den mächtigen Wellen und sonnen uns am Strand, der keinerlei Schatten bereithält. Bald wird es uns tatsächlich zu heiß und wir treten den Rückzug an. Wir machen noch einen schweißtreibenden Abstecher zum Tsigrado Beach, der erklettert werden möchte. Ein Seil und eine Leiter führen durch eine enge Schlucht in die Tiefe. Unten funkelt das türkise Wasser, das einen steinigen, schmalen Strand umspült. Tolle Aussicht!
Wir halten noch in Adamas und schmausen eine Abschiedspita. Der Ort ist heute voller Menschen, die Restaurants sind voll – der Ochi Tag wird gefeiert. Von Stella haben wir gehört, dass die offiziellen Feierlichkeiten primär durch die Schulen getrieben werden. Sie hat zwei Enkel, die an einem Monument kultische Handlungen durchführen werden.
Mittagspause. Anschließend ein letztes Bad im Mittelmeer an unserem Hausstrand, der herrliches Wasser hat.
Am Abend zieht es uns nochmal zum Kastro. Ich setze die Mädels ab und fahre dann eine halsbrecherisch steile Straße zu einem versteckten Parkplatz empor. Funktioniert erstaunlich gut, nur für die letze steile Windung zu den Stellplätzen hin muss ich nochmal zurücksetzen und Anlauf nehmen. Krasse Steigung.
Wir sehen einen tollen Sonnenuntergang, den wir heute vom höchsten Punkt des Ortes Kastro bestaunen. Auf der anderen Seite zieht ein perfekter Vollmond auf. Begehrter Fotoplatz, 2 Jungs mit großer Drohne (Air 2?) sorgen für Aufmerksamkeit.
Abendessen holen wir uns beim eben erwähnten besten Bäcker und essen bei uns auf dem Balkon. Dann schaue ich mir die Mondfinsternis an. Gegen 21.30 Uhr ist tatsächlich die untere Hälfte des Mondes teilweise vom Erdschatten verdeckt. Dann sichte ich noch einen beeindruckenden Meteoriten, der über der Nachbarinsel Kimolos niedergeht. Wow!
Tag 15 // 28.10.2023 – Zurück nach Athen: Inselhopping
Heute steht die Rückreise nach Athen auf dem Plan. Der Morgen nach der nächtlichen Zeitumstellung beginnt mit einem fabelhaften Sonnenaufgang, der den ganzen Himmel glühen lässt – und viel Zeit auf dem Balkon. Da schmeckt der Kaffee gleich doppelt gut. Wir essen Sandwiches, Feta und Tomaten. Stella bringt uns noch Croissants und griechische Spinat-Kuchen.
Ich brauche lange, bis ich mich von dieser Suite, diesem Blick, diesem herrlichen Ort lösen kann.
Die Rückgabe des Autos verläuft problemlos. Der kleine Opel Corsa hat uns für knapp 10 € am Tag sehr zuverlässig über die Insel getragen. Wir kehren auf einen Kaffee im Hafen ein, beobachten das Treiben am Fähranleger. Unsere Zante Ferry kommt mit 15 Minuten Verspätung an. Wir richten uns zunächst auf dem hinteren Deck an – aber das Umfeld ist schwer erträglich. Wir sitzen in einer Wolke aus Ruß, Schweröl und billigem Schiffsdiesel. Dann setzt sich auch noch ein kettenrauchender Grieche direkt neben uns. Wir flüchten auf das vordere Deck. Hier ist die Luft bedeutend angenehmer – dafür ist es windig. Aber wir haben herrliche Sicht auf das Meer und die Inseln. Die Fahrt dauert 7 Stunden lang und zieht sich – die Zwischenstopps auf den Inseln bieten willkommene Abwechslung. Wir legen nochmal auf Sifnos und auf Serifos an, können den kleinen Eilanden nochmal Auf Wiedersehen sagen.
Wir kommen mit einem kanadischen Pärchen in’s Gespräch, die während der Wintermonate seit Jahren nach Europa und Griechenland flüchten – im Sommer haben sie ein gut gehendes Geschäft in Kanada.
Schließlich funkeln Attika und dann Athen am Horizont. Au Revoir, Kykladen!