Antike Stätten auf Kreta

Antike Stätten, Orte und Sehenswürdigkeiten auf Kreta – Während Europa noch im der dunklen Bronzezeit steckte, geschahen erstaunliche Dinge auf Kreta: Die antike Hochkultur der Minoer errichtete ausladende Bauten, die festlichen und religiösen Zwecken dienten. Viele dieser erstaunlichen Zeugnisse sind bis heute erhalten – sie sind für die Ewigkeit aus haltbarem Basalt gebaut. Noch immer lässt sich somit die Architektur der antiken Stätten bewundern, durch die Säulengänge längst vergangener Kulturen lustwandeln. Die lebendige Antike macht für manchen Besucher den Zauber der griechischen Insel aus. Gleichsam pflegen die Griechen einen sehr offenen Umgang mit ihren historischen Sehenswürdigkeiten – was bei uns hinter Panzerglas im Museum schlummern würde, liegt auf Kreta häufig noch an Ort und Stelle und kann hautnah erlebt werden.

Antike Stätten in der Übersicht

Auf der folgenden Karte finden Sie neben den schönsten Stränden von Kreta auch eine Übersicht der antiken Sehenswürdigkeiten. Dabei werden Sie feststellen, dass die (aus meiner Sicht) schönsten Strände vornehmlich im Westen Kretas zu finden sind – die antiken Sehenswürdigkeiten sind hingegen im Osten drappiert.

Die schönsten antiken Sehenswürdigkeiten auf Kreta

Folgende antike Stätten sind unbedingt Sehenswert – einen Besuch kann ich wärmstens empfehlen. Aber vorsicht: Die antiken Sehenswürdigkeiten sind zumeist im Inneren der Insel, meist auf Hochebenen gelegen – im Sommer und um die Mittagszeit wird es mitunter mörderisch heiß. Sorgen Sie unbedingt für Sonnenschutz und ausreichend Getränke, wenn Sie auf den Spuren der antiken Kulturen wandeln!

1. Knossos – Der antike Palast der Minoer

Knossos liegt knapp 5 Kilometer südlich von Heraklion und stellt das größte Monument der Monoischen Kultur auf Kreta dar. Teile der weitläufigen Palastanlage sind mehr als 3000 Jahre alt. Einst umfasste der Palast 5 Stockwerke mit über 1000 Räumen. Die Bauzeit erstreckte sich aktuellen Schätzungen zufolge von 2100 bis 1800 vor der Zeitenwende.

Fresko in Knossos
Fresko in Knossos

Ausgrabung und Fehlinterpretation

Die Ausgrabungen der Palastanlage wurden durch den Engländer Sir Arthur Evans geleitet, dessen Name somit mit der Palastanlage verbunden bleibt. Allerdings sind heutige Archäologen nicht eben gut auf Sir Evans zu sprechen: Er veranlasste die Wiederherstellung einiger Teile von Knossos, die er dabei aber nach seinen eigenen Vorstellungen formte und dabei sogar Beton einsetzte – einen Werkstoff, der in der griechischen Antike nicht zu belegen ist. Somit darf die Authentizität des heutigen Knossos mindestens angezweifelt werden. Höchstwahrscheinlich ist auch die Interpretation der gesellschaftlichen Struktur der Minoer nicht zutreffend. König Minos könnte gar in das Reich der Legenden gehören, die minoische Gesellschaft vielmehr von weibliche Priesterinnen geführt worden sein.

Minotaurus: Der Mythos

Besonders beeindruckend sind die gut erhaltenen Säulen im Eingangsbereich, verschiedene Fresken innerhalb der Anlage sowie die symbolischen Hörner, die den Minoern als göttliches Zeichen von Macht und Stärke galten. Schließlich war ihre Geschichte eng mit dem Stier verbunden: König Minos erhielt einen weißen Stier als Opfergabe vom Göttervater Zeus. Minos brachte es jedoch nicht über das Herz, dies prachtvolle Tier zu opfern und verschonte den Stier. Zeus war erbost und witterte Verrat. Er griff in das Geschehen ein und ließ die Frau des Minos den Minotaurus gebären – ein grausames Mischwesen, halb Mensch und halb Stier. Der Minotaurus verspeiste zu jeder sich bietenden Gelegenheit Menschen, so dass es durch Minus in ein Labyrinth verbracht wurde.

Das Zeichen des Stiers - Zeichen der Macht - thront über Knossos
Das Zeichen des Stiers – Zeichen der Macht – thront über Knossos

Eine Besichtigung des Palastes von Knossos ist beeindruckend – allerdings brauchen Sie etwas Vorstellungsvermögen. Die einst fabelhafte Palastanlage liegt heute weitestgehend bar jeder Inneneinrichtung dar. Einst war der Palast kunstvoll ausgestaltet, die inneren Wände prunkvoll mit Holz und die Böden mit Mosaiken verkleidet. Heute ist vor allem die unüberschaubare Größe der Palastanlage zu bestaunen. Reisen Sie am Besten früh zur Besichtigung an. Morgens ist es noch kühl und der Besucherandrang ist mäßig. Ab dem späten Vormittag wird es voll – Sie müssen dann mit erheblichen Wartezeiten und einer voll belegten Palastanlage rechnen.

Blick über Knossos
Blick über Knossos

Der Eintritt für das weitläufige Gelände kostet 15 € je Person, für das Freilichtmuseum werden weitere 10 € fällig. Um die Anlage und das frühere Leben in der Stadt zu erfassen, ist ein Tourguide ratsam. Dieser muss allerdings separat für 20 € je Person (max. 80 € je Führung) gebucht werden.

Alternativ empfehle ich Ihnen die weniger besuchten minoischen Anlagen – den Palast von Phaistos oder von Malia.

2. Der Palast von Phaistos

Deutlich kleiner ist die Palastanlage von Phaistos, deren Schreibweise allerdings variiert. Sie wird in verschiedenen Reiseführern auch als Festos oder Phestos bezeichnet. Sicher ist: Die Palastanlage ist älter als Knossos und mithin ihr Vorläufer. Entsprechend ist sie allerdings auch nicht so gut erhalten und nicht vollständig ausgegraben – vielmehr dauern die archäologischen Arbeiten bis heute an, die meisten Mauern und Treppen sind nicht mehr als kniehoch freigelegt. Ein Besuch ist trotzdem lohnenswert: Die labyrinthartig verlaufenden Treppen, Wege und Gänge versetzen den Betrachter in Staunen, was Menschen bereits 1900 Jahre vor der Zeitenwende zu konstruieren in der Lage waren.

Die Bauwerke werden in eine alte und eine neue Ära eingeteilt. In die Alt-Palast Zeit fallen die Höfe und Treppen, die Königssäle werden der Neu-Palastzeit zugeordnet. Sie sind zum Schutz vor Wind und Wetter überdacht, die Anlage liegt ansonsten ungeschützt.

Königlich ist auch der Ausblick von dieser Anlage, die auf einer Hochebene liegt: Im Norden wird der Festos-Palast vom Psiloritis-Massiv begrenzt, deren höchste Gipfel 2500 Meter empor ragen. In Richtung Süden liegt das 1000 Meter hohe Asteroussia-Gebirge, das als wild und unzugänglich gilt.

3. Das Kloster Arkadi

Das ehemalige orthodoxe Kloster Arkadi liegt etwa 25 Kilometer südlich von Rethymnon und ist ein lohnendes Ausflugsziel. Ein erster Bau entstand vermutlich bereits im 5. Jahrhundert unter byzantinischer Herrschaft, als orthodoxes Kloster betrieben wurde es seit dem 14. Jahrhundert. Dem Kloster kommt eine herausragende Rolle im kretischen Widerstand gegen die osmanische Besatzung der Insel zu. So war das Kloster im Jahre 1866 Sitz des “Befreiungskomitees” – hier sammelten sich Widerstandskämpfer aus ganz Griechenland, um gegen die türkische Besatzung aufzubegehren. Das konnten die Osmanen nicht tolerieren: Mit einem Heer von 15.000 Soldaten griffen Sie das Kloster an und eroberten es binnen drei Tagen vollständig. Die etwa 100 verbliebenen Verteidiger zogen sich mit Frauen und Kindern in das Pulvermagazin zurück, das sie anschließend sprengten. Dabei kamen alle Verteidiger (bis auf ein kleines Mädchen) und dutzende Osmanische Soldaten um’s Leben. Zum Gedenken an diese Tat wurde das Pulvermagazin teilweise wieder hergerichtet, eine Gedenktafel erinnert an die Geschehnisse, die allerdings stark religiös verklärt sind. Das Kloster lässt sich heute besichtigen, verströmt Ruhe und ist weitestgehend in der Hand von hier lebenden halbwilden Katzen. Der Eintritt kostet 4 Euro und dient der Erhaltung des Klosters. Während hier in der Hauptsaison viel Verkehr herrscht, ist das Kloster in der Nebensaison kaum besucht – ich empfehle einen Besuch daher in der Nebensaison.

4. Der Hafen von Chania

Der malerische Hafen von Chania liegt an der Nordwestküste Kretas und ist ein Zeugnis der vielfältigen kulturellen Einflüsse, die die Insel im Laufe der Jahrhunderte geprägt haben. Der Hafen wurde im 14. Jahrhundert während der venezianischen Herrschaft erbaut, als Kreta eine wichtige Station auf den Handelsrouten im östlichen Mittelmeer war. In dieser Zeit entwickelte sich Chania zu einer blühenden Handelsstadt, und der Hafen wurde entsprechend erweitert und befestigt.

Der Hafen ist das Herz von Chania
Der Hafen ist das Herz von Chania

Eine der beeindruckendsten baulichen Errungenschaften dieser Epoche ist die imposante Hafenmauer, die den Hafen vor Seestürmen und feindlichen Angriffen schützte. Der Bau der Hafenmauer begann im Jahr 1320 und wurde im 16. Jahrhundert vollendet. Auf einer künstlichen Insel am Ende der Mauer befindet sich der venezianische Leuchtturm, der in seiner heutigen Form aus dem 16. Jahrhundert stammt und ein Wahrzeichen der Stadt ist.

Der venezianische Leuchtturm von Chania
Der venezianische Leuchtturm von Chania

Nach der Eroberung Kretas durch das Osmanische Reich im Jahr 1669 blieb der Hafen von Chania weiterhin ein wichtiger Handelsknotenpunkt. Die osmanischen Herrscher hinterließen ihre Spuren in der Architektur der Hafenstadt, beispielsweise in Form der Yiali-Moschee, die im Jahr 1645 erbaut wurde und heute ein Kulturzentrum beherbergt.

Spaziergang entlang der Hafenpromenade: Eine Reise durch die Zeit
Ein Spaziergang entlang der Hafenpromenade von Chania führt durch Jahrhunderte der Geschichte und lässt einen den Atem der Vergangenheit spüren. Die gepflasterten Straßen, gesäumt von prächtigen venezianischen Palästen und osmanischen Stadthäusern, bieten eine einzigartige Kulisse und vermitteln das Gefühl, durch die Zeit zu reisen.

Heute ist der Hafen von Chania ein lebendiger Ort, an dem Einheimische und Besucher gleichermaßen die kretische Gastfreundschaft genießen können. Zahlreiche Cafés und Tavernen bieten lokale Spezialitäten an, während man den Blick über das kristallklare Wasser und die historischen Schiffe schweifen lässt. Beachte auch diesen Artikel zu Chania!

5. Firka Fortress – Die große Festung in Chania

Die Firkas Fortress, auch bekannt als Revellino del Porto, befindet sich am westlichen Ende der Hafenpromenade von Chania und ist ein beeindruckendes Beispiel für die militärische Architektur der venezianischen Epoche auf Kreta. Die Festung wurde im 16. Jahrhundert erbaut, um den Hafen und die Stadt vor feindlichen Angriffen, insbesondere durch die Osmanen, zu schützen.

Die Festungsanlage erstreckt sich über eine Fläche von etwa 3.500 Quadratmetern und besteht aus einer Reihe von Kasematten, Wehrgängen und Bollwerken, die von massiven Steinmauern umgeben sind. Die Firkas Fortress war nicht nur ein effektives Verteidigungsbollwerk, sondern diente auch als Unterkunft für Soldaten und Offiziere sowie als Lagerhaus für Waffen und Munition.

Geschichtliche Bedeutung: Die Vereinigung Kretas mit Griechenland
Die Firkas Fortress hat eine besondere historische Bedeutung, denn hier wurde am 1. Dezember 1913 die griechische Flagge gehisst, um die Vereinigung Kretas mit Griechenland zu symbolisieren. Dieses bedeutende Ereignis fand nach Jahrhunderten der Fremdherrschaft statt und markiert den Beginn einer neuen Ära in der Geschichte Kretas.

Besichtigung der Festung: Einblicke in die Vergangenheit
Bei einem Rundgang durch die Firkas Fortress können Besucher die gut erhaltenen Festungsanlagen erkunden und einen Einblick in das Leben der Soldaten gewinnen, die hier einst stationiert waren. Die Festung beherbergt heute das Maritime Museum von Kreta, das die reiche maritime Geschichte der Insel dokumentiert und eine Vielzahl von Exponaten aus verschiedenen Epochen präsentiert.

6. Frangokastello

Frangokastello, das im 14. Jahrhundert während der venezianischen Herrschaft auf Kreta erbaut wurde, ist eine gut erhaltene Festung, die einst zum Schutz der Insel vor Piraten und feindlichen Angriffen diente. Die Festung liegt etwa 12 Kilometer östlich von Sfakia an der Südküste Kretas und bietet eine beeindruckende Kulisse vor dem Hintergrund des imposanten Gebirgszuges der Weißen Berge (Lefka Ori).

Die Festung besteht aus rechteckigen Türmen, die mit einer massiven Umfassungsmauer verbunden sind und ein großes Innenhof umschließen. Die robuste Bauweise von Frangokastello hat dazu beigetragen, dass es im Laufe der Jahrhunderte gut erhalten geblieben ist, trotz der zahlreichen Kämpfe und Belagerungen, die es erlebt hat.

Frangokastello
Frangokastello

Geschichte und Legenden: Die Schlacht von Frangokastello
Frangokastello ist nicht nur für seine bemerkenswerte Architektur bekannt, sondern auch für seine reiche Geschichte und die Legenden, die es umgeben. Eine der bekanntesten Geschichten ist die Schlacht von Frangokastello, die im Jahr 1828 während des griechischen Unabhängigkeitskrieges stattfand. Eine Gruppe kretischer Rebellen, angeführt von Hatzimichalis Dalianis, verteidigte die Festung heldenhaft gegen die überlegenen osmanischen Streitkräfte. Obwohl die Rebellen letztendlich unterlagen, wurde ihr Mut und ihre Entschlossenheit zum Symbol des kretischen Freiheitskampfes.

Frangokastello ist auch ein Ort des Widerstands
Frangokastello ist auch ein Ort des Widerstands

Eine weitere faszinierende Legende, die mit Frangokastello verbunden ist, ist die Erscheinung der “Drosoulites”. Es wird gesagt, dass jedes Jahr um den Jahrestag der Schlacht von Frangokastello herum mysteriöse Schattenfiguren auf den nahen Sanddünen erscheinen. Einige glauben, dass es sich dabei um die Geister der gefallenen Rebellen handelt, während andere Wissenschaftler die Erscheinungen auf atmosphärische Phänomene zurückführen.

7. Minoischer Palast von Malia

Auch der Palast von Malia ist ein beeindruckendes Zeugnis der Minoischen Kultur.

Der minoische Palast von Malia: Ein majestätisches Zeugnis einer vergangenen Ära
Der minoische Palast von Malia liegt an der Nordküste Kretas, etwa 34 Kilometer östlich von Heraklion. Erbaut um 1900 v. Chr. und später nach einem Erdbeben um 1700 v. Chr. wieder aufgebaut, ist der Palast eines der wichtigsten Zeugnisse der minoischen Zivilisation, die als erste Hochkultur Europas gilt.

Der Palast erstreckt sich über eine Fläche von etwa 7.500 Quadratmetern und ist nach den Palästen von Knossos und Phaistos der drittgrößte auf Kreta. Die Anlage ist in verschiedene Bereiche unterteilt, darunter Wohnräume, Werkstätten, Lagerräume und Heiligtümer, die alle um einen zentralen Innenhof angeordnet sind. Die beeindruckende Architektur des Palastes zeugt von der fortschrittlichen Planung und dem kulturellen Reichtum der minoischen Gesellschaft.

Wissenschaftliche Entdeckungen: Aufschlussreiche Funde aus Malia
Die Ausgrabungen am minoischen Palast von Malia begannen Anfang des 20. Jahrhunderts und haben seitdem zahlreiche aufschlussreiche Funde zutage gefördert. Die gut erhaltenen Ruinen geben uns Einblicke in die damalige Architektur und Raumgestaltung, wie zum Beispiel das komplexe Entwässerungssystem und die kunstvollen Wandmalereien.

Einige der bedeutendsten Funde aus Malia sind die sogenannten Kamares-Ware, eine Art von minoischer Keramik, die für ihre exquisite Qualität und raffinierten Dekorationen bekannt ist, sowie beeindruckende Schmuckstücke aus Gold und Halbedelsteinen. Diese Objekte zeugen von der künstlerischen Finesse und dem Handwerksgeschick der minoischen Künstler und Handwerker.

8. Spinalonga

Die kleine Insel Spinalonga liegt in der malerischen Mirabello-Bucht und ist über eine kurze Bootsfahrt von der Stadt Elounda oder dem Dorf Plaka aus erreichbar. Die Insel ist vor allem für ihre beeindruckende Festung bekannt, die ursprünglich von den Venezianern im 16. Jahrhundert erbaut wurde, um die Region vor feindlichen Angriffen zu schützen.

Die Festung von Spinalonga weist eine beeindruckende Architektur auf, die im Laufe der Jahrhunderte von verschiedenen Herrschern, darunter auch den Osmanen, erweitert und angepasst wurde. Die gut erhaltenen Befestigungsanlagen und die malerischen Ruinen auf der Insel erzählen die Geschichte der vielen Kämpfe und Belagerungen, die Spinalonga im Laufe der Jahrhunderte erlebt hat.

Spinalonga: Die Leprakolonie und ihre Geschichte

Abseits der militärischen Bedeutung erlangte Spinalonga im 20. Jahrhundert eine ganz andere Funktion. Zwischen 1903 und 1957 wurde die Insel als Leprakolonie genutzt, um Menschen, die an Lepra litten, von der restlichen Bevölkerung Kretas zu isolieren. In dieser Zeit lebten und starben zahlreiche Menschen auf Spinalonga, und die Insel wurde zu einem Symbol für die menschliche Ausdauer und den Kampf gegen die Krankheit.

Die ehemaligen Wohnhäuser, die Kapelle und das Krankenhaus der Leprakolonie sind heute noch auf der Insel zu besichtigen. Die bewegende Geschichte dieser Gemeinschaft wurde in verschiedenen literarischen Werken festgehalten, darunter auch in dem international erfolgreichen Roman “Die Insel der Vergessenen” von Victoria Hislop.

9. Lato

Lato, eine antike Stadt im Osten Kretas, etwa 3 km landeinwärts von der heutigen Küstenstadt Agios Nikolaos gelegen, gehört zu den bedeutendsten dorischen Stadtstaaten der klassischen und hellenistischen Zeit. Gegründet im 7. Jahrhundert v. Chr., war Lato bis ins 2. Jahrhundert v. Chr. bewohnt und spielte eine wichtige Rolle in der Geschichte Kretas.

Die Stadt erstreckte sich über zwei Hügel, wobei die Akropolis auf dem höheren der beiden Hügel lag. Diese strategische Lage bot den Bewohnern einen weiten Blick über die umliegende Region und das Meer, was für die Verteidigung und Überwachung von großer Bedeutung war. Im Zentrum von Lato befand sich die Agora, der zentrale öffentliche Versammlungsplatz, umgeben von Säulenhallen und wichtigen öffentlichen Gebäuden. Ein weiteres herausragendes Merkmal der Stadt war der Tempel auf der Akropolis, der vermutlich der Göttin Eileithyia geweiht war, deren Überreste noch heute zu besichtigen sind.

Ein besonderes Merkmal der Stadt ist das ausgeklügelte Wasserversorgungssystem mit mehreren in den Fels gehauenen Zisternen, das die Bewohner auch in Trockenzeiten mit Wasser versorgte. Lato ist ein beeindruckendes Beispiel dorischer Stadtplanung und Architektur auf Kreta. Die gut erhaltenen Ruinen ermöglichen einen einzigartigen Einblick in das tägliche Leben und die Funktionsweise einer antiken kretischen Stadt.

Die ersten systematischen Ausgrabungen begannen Anfang des 20. Jahrhunderts durch französische Archäologen. Dank der sorgfältigen Ausgrabungs- und Erhaltungsarbeiten sind viele der Strukturen bemerkenswert gut erhalten, was Lato zu einer der am besten erhaltenen antiken Städte auf Kreta macht. Besucher können heute durch die antiken Straßen von Lato wandern, die Überreste bewundern und den atemberaubenden Blick über die Mirabello-Bucht genießen, was Lato zu einem faszinierenden Ziel für Geschichtsinteressierte und Archäologiebegeisterte macht.

10. Itanos

Itanos, eine antike Stadt an der Nordostküste Kretas, liegt etwa 25 km östlich der Stadt Sitia und hat eine lange und vielseitige Geschichte, die bis in die byzantinische Zeit reicht. Gegründet im 4. Jahrhundert v. Chr., war Itanos eine bedeutende Hafenstadt, die eine wichtige Rolle in der antiken Seefahrt spielte. Schon der Geschichtsschreiber Herodot erwähnte die Stadt, was ihre historische Bedeutung unterstreicht.

Herodot erwähnte Itanos in Zusammenhang mit einer Geschichte über die Gründung einer Kolonie in Libyen. Er berichtete von einer siebenjährigen Dürreperiode auf der Insel Thera (heute Santorin), während der alle Bäume bis auf einen abstarben.Als die Bewohner von Thera das Orakel um Rat fragten, wurde ihnen empfohlen, eine Kolonie in Libyen zu gründen. Daraufhin sandten sie Gesandte nach Kreta, um zu erkunden, ob jemand von dort bereits Libyen erreicht hatte.Diese Gesandten kamen nach Itanos, wo sie einen Purpurfärber namens Korobios trafen. Korobios erzählte ihnen, dass er einmal vom Wind nach Libyen verschlagen worden war, genauer gesagt zur Insel Platea.Die Gesandten aus Thera heuerten Korobios an und nahmen ihn mit zurück nach Thera, um bei der Gründung der Kolonie in Libyen zu helfen.

Die archäologische Stätte von Itanos ist heute frei zugänglich und bietet Besuchern einen faszinierenden Einblick in verschiedene Epochen, von der hellenistischen bis zur byzantinischen Zeit. Neben den gut erhaltenen Ruinen der antiken Stadt können Besucher auch den nahegelegenen Strand erkunden. Die Gegend ist besonders bekannt für ihre Unterwasserarchäologie, da in der Nähe von Itanos versunkene Städte aus prähistorischer Zeit entdeckt wurden, was auf eine noch ältere Besiedlung der Region hindeutet.

Für Besucher ist der beste Zeitpunkt für einen Besuch am Nachmittag, wenn die Sonne die Ruinen in ein warmes Licht taucht und man einen guten Überblick über die gesamte Anlage hat. Der Ort wird oft als ruhig und still beschrieben, ideal zum Entspannen und zum Erkunden der reichen Geschichte Kretas.

In der unmittelbaren Umgebung von Itanos befindet sich der berühmte Palmenstrand von Vai, der zusätzlich zur Attraktivität der Gegend beiträgt. Diese einzigartige Kombination aus archäologischer Bedeutung, malerischer Lage und der Nähe zu einem der schönsten Strände Kretas macht Itanos zu einem besonderen Ziel für alle, die Geschichte und Natur gleichermaßen schätzen.

11. Voila: Die Venezianische Siedlung auf Kreta

Voila, eine venezianische Siedlung aus dem 14. Jahrhundert, liegt im Osten Kretas, etwa 30 km südöstlich von Sitia in der Region Lasithi. Die Siedlung wurde während der venezianischen Herrschaft über Kreta gegründet und war bis ins 17. Jahrhundert bewohnt, bevor sie vermutlich nach der osmanischen Eroberung Kretas verlassen wurde.

Das markanteste Bauwerk in Voila ist die Ruine einer venezianischen Burg, die auf einem Hügel über der Siedlung thront. Diese Burg diente einst zur Überwachung der Umgebung und bietet auch heute noch einen beeindruckenden Blick über die umliegende Landschaft. Neben der Burg gibt es in Voila die Überreste mehrerer byzantinischer Kirchen, darunter die Kirche des Heiligen Georg, die aus dem 14. Jahrhundert stammt und für ihre gut erhaltenen Fresken bekannt ist. Die Ruinen der venezianischen Wohnhäuser, von denen einige noch bis zu zwei Stockwerke hoch erhalten sind, vermitteln einen anschaulichen Eindruck vom Leben in der Siedlung.

Voila ist ein hervorragendes Beispiel für eine venezianische Bergfestung auf Kreta und bietet einen einzigartigen Einblick in die Architektur und Lebensweise der Venezianer auf der Insel. Obwohl der Ort weniger bekannt ist als andere historische Stätten auf Kreta, macht gerade diese Abgeschiedenheit Voila zu einem besonderen Ziel für Besucher, die abseits der ausgetretenen Touristenpfade die Geschichte Kretas entdecken möchten.

Die Siedlung ist frei zugänglich und kann jederzeit besichtigt werden. Aufgrund des unebenen Geländes wird festes Schuhwerk empfohlen. Ein Besuch in Voila lohnt sich besonders wegen des ruhigen Ambientes und der Möglichkeit, die venezianische Vergangenheit der Insel in authentischer Umgebung zu erkunden. Von der Burgruine aus hat man zudem einen schönen Ausblick über die Region, was den Besuch zu einem rundum lohnenden Erlebnis macht.

12. Kato Zakros

Kato Zakros, eine Siedlung an der Ostküste Kretas, etwa 45 km südöstlich von Sitia gelegen, war in der minoischen Zeit ein bedeutender Hafen und Standort eines Palastes. Der minoische Palast von Zakros, der um 1900 v. Chr. erbaut wurde, war bis etwa 1450 v. Chr. in Nutzung und spielte eine zentrale Rolle im minoischen Handel und der Verwaltung.

Die archäologische Stätte von Kato Zakros umfasst den viertgrößten minoischen Palast auf Kreta, der sich über eine Fläche von etwa 8.000 Quadratmetern erstreckt. Der Palast besteht aus über 300 Räumen, die um einen zentralen Innenhof angeordnet sind, und bietet faszinierende Einblicke in die minoische Architektur und Lebensweise.

Bei den Ausgrabungen wurden zahlreiche wertvolle Artefakte entdeckt, darunter fein gearbeitete Elfenbeinschnitzereien, Goldschmuck, Bronzewerkzeuge, Steingefäße und Tafeln mit der Linear A-Schrift, die das Verständnis der minoischen Kultur erheblich erweitert haben. Ein besonders bemerkenswerter Fund ist der sogenannte “Schatz von Zakros”, eine Sammlung von über 500 Siegeln und Siegelabdrücken, die wichtige Einblicke in die Verwaltung und Kunst der Minoer bieten.

Kato Zakros war aufgrund seiner strategischen Lage ein bedeutender Handelsposten, der intensive Kontakte mit Ägypten und dem Nahen Osten pflegte. Die Funde aus dem Palast zeugen von weitreichenden Handelsbeziehungen und dem großen Wohlstand, den die Siedlung in ihrer Blütezeit genoss.

Für Besucher ist die archäologische Stätte täglich geöffnet und gegen eine geringe Eintrittsgebühr zugänglich. Nach dem Rundgang bietet eine nahegelegene Taverne Erfrischungen an, und der benachbarte Strand von Kato Zakros lädt zum Entspannen und Baden ein. Die Ruinen von Kato Zakros sind weniger überlaufen als bekanntere Stätten wie Knossos, bieten jedoch einen ebenso faszinierenden Einblick in die minoische Zivilisation. Für Geschichtsinteressierte und Archäologiebegeisterte ist ein Besuch von Kato Zakros daher besonders lohnenswert.

Besuchertipps für die antiken Stätten auf Kreta

Für alle, die Kretas reiche archäologische Geschichte erkunden möchten, gibt es einige hilfreiche Tipps, um das Beste aus ihrem Besuch herauszuholen. Viele der archäologischen Stätten auf der Insel sind täglich geöffnet, jedoch bleibt ein Großteil von ihnen dienstags geschlossen. Daher ist es ratsam, die Öffnungszeiten im Voraus zu überprüfen, um Enttäuschungen zu vermeiden.

Um der intensiven Mittagshitze zu entgehen, empfiehlt es sich, die Stätten entweder früh am Morgen oder am späten Nachmittag zu besuchen. Dies bietet nicht nur angenehmere Temperaturen, sondern auch die Möglichkeit, die Orte in einem ruhigeren und atmosphärischeren Licht zu erleben.

Ein Mietwagen ist besonders nützlich, wenn man abgelegenere Stätten erkunden möchte, da viele dieser Orte nicht leicht zugänglich sind. Allerdings sind auch die öffentlichen Busse gut vernetzt und bieten eine praktische Möglichkeit, die wichtigsten archäologischen Sehenswürdigkeiten Kretas zu erreichen, besonders wenn man kein eigenes Fahrzeug mieten möchte. Egal, ob mit Auto oder Bus – eine gute Planung macht den Besuch der historischen Stätten auf Kreta zu einem unvergesslichen Erlebnis.

Historische Architektur auf Kreta

Anhand der Bauweise der verschiedenen historischen Sehenswürdigkeiten lässt sich ihre Epoche ablesen. Folgende Stile sind auf Kreta zu finden

Minoische Architektur

Die Minoische Architektur setzte bereits 2000 Jahre vor der Zeitenwende auf mehrstöckige Gebäude, deren Räume durch Korridore miteinander verbunden waren. In die Wände waren Holzbalken eingelassen – diese Bauweise verlieh den Bauwerken eine gewisse Elastizität und somit Widerstandsfähigkeit gegenüber Erdbeben. Die Minoische Architektur kennzeichnet die Antike auf Kreta.

Byzantinische Architektur

Ab 300 nach der Zeitenwende wurde auf Kreta Kirchen im byzantinischen Stil errichtet. Ihre einfachste Form sind Basiliken mit einem angeschlossenen Langbau. Diese Konstruktionsweise wird auf Kreta häufig auf dem Land gesichtet. Spätere, aufwändige Bauten tragen dann eine Kuppel und sind durch Kirchenschiffe ergänzt. Die größten Bauten haben einen kreuzförmigen Grundriss, deren Vierung mit einer üppigen Kuppel überdacht ist. 1200 nach der Zeitenwende endet der byzantinische Stil auf Kreta

Venezianische Architektur

Abgelöst wurde der byzantinische Stil durch die Venezianische Architektur. Kastelle, Paläste und Kirchen in venezianischem Stil sind gut an ihren vorgelagerten, halbverblendeten Säulen zu erkennen. Darüber hinaus sind Logien und Arkadien charakteristisch. Venezianische Bauwerke gehen auf den Zeitraum zwischen 1300 und 1700 zurück.

Osmanische Architektur

Die meisten Moscheen auf Kreta wurden nicht neu errichtet – vielmehr handelt es sich um umgebaute Kirchen. Der Osmanische Einfluss auf Kreta dauerte von 1650 bis 1913.

Inselheld

Inselfan und Autor dieser Insel-Seite. Jede freie Minute wird der schönsten Nebensache der Welt gewidmet - der Erkundung der schönsten Inseln.

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